Jubilare zum Jubiläum

Trier · Sie ist ein Flaggschiff des klassischen Jazz, Swing und Blues: Die seit 60 Jahren bestehende Barrelhouse Jazzband hat die 20. Ausgabe der Reihe Jazz im Brunnenhof eröffnet. Mit musikalischer Brillanz, Schwung und Charme riss sie die mehr als 200 Zuschauer schließlich von den Stühlen.

Trier. Es ist eine glückliche Wahl des Jazzclubs Trier, die Frankfurter Barrelhouse Jazzband für das Auftaktkonzert von Jazz im Brunnenhof zu verpflichten. Stimmig ist nicht nur, dass der 20. Geburtstag der Veranstaltung mit dem 60. der ältesten deutschen Jazzband zusammentrifft. Es ist auch sehr passend, dass eine Jazzreihe mit der Besinnung auf die Wurzeln dieser Musik beginnt.
Die Barrelhouse-Musiker Reimer von Essen (Klarinette, Altsaxofon), Horst Schwarz (Trompete, Posaune, Gesang), Frank Selten (Saxofone, Klarinetten), Cliff Soden (Kontrabass), Christof Sänger (Klavier), Roman Klöcker (Klavier) und Michael Ehret (Schlagzeug) nehmen ihre Zuhörer zunächst mit nach New Orleans, der Stadt, in der sie Ehrenbürger sind. Denn dort entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts durch das Zusammentreffen afroamerikanischer und kreolischer Bevölkerungsgruppen der New Orleans Jazz als Vorläufer moderner Stilrichtungen. In einem Stück vermitteln sie plastisch die Wesensmerkmale dieser Musik: Blues, Ragtime, karibische Rhythmen und eine sehr starke Prägung des Sounds durch Klarinette und Klavier. Das reißt mit, hat Schwung und wirkt authentisch.
Doch die Pflege des Traditionellen geht bei der Barrelhouse-Jazzband weiter. Im Verlauf des Abends schlägt sie einen Bogen durch Klassiker späterer Jahrzehnte, lässt mit Sidney Bechet, Fats Waller, Count Basie, Jelly Roll Morton oder Louis Armstrong den Glanz der Swing-Ära auferstehen. Die ursprünglichen kreolischen und afroamerikanischen Einflüsse klingen dabei aber immer wieder durch.
Temporeiche Titel und Balladen


Zwischen temporeichen Titeln erklingen auch wunderschöne ruhige Titel wie die Ballade "Stardust" von Hoagy Carmichael oder der "Barrelhouse Blues". Letzterer ist nur eine von diversen Eigenkompositionen des Trompeters Horst Schwarz, die die Besonderheit der Musik der Barrelhouse Band deutlich macht: Sie nutzt ein traditionelles Vokabular, formt daraus aber einen heute aktuell und populär wirkenden Kontext.
Wie gut das gelingt, zeigt sich an den Reaktionen des aus vielen Generationen zusammengesetzten Publikums: Manche tanzen, manche trommeln Rhythmen auf der Tischpatte mit, kaum jemand, der nicht im Takt des Blues und Swing mitwippt. Dazu kommt Hochachtung vor dem Temperament, der Freude und dem Charme, mit dem die Herren auf der Bühne ihre Musik vermitteln. Zum Schluss gibt es die verdienten stehenden Ovationen.
Extra

Die weiteren Konzerte der Reihe, immer donnerstags um 20 Uhr im Brunnenhof neben der Porta Nigra: 11. Juli: Constantin Krahmers Offshore Quintett 18. Juli: The Toughest Tenors 1. August: Gansch & Breinschmid 8. August: Circo Simonelli 15. August: Regionalfestival mit NilsWills, Jazzonanz und The Blue Drive 29. August: Soneros de Verdad Detaillierte Infos unter www.jazz-club-trier.de ae

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