Jüdischer Klezmer trifft irische Folklore

Liedgut aus jiddischer und irischer Tradition hat sich beim Konzert der irischen Folksängerin Susan McKeown und des amerikanischen Klezmer-Sängers Lorin Sklamberg in der Tufa vereint. Die beiden stellten dort ihr gemeinsames Album "Saints & Tzadiks" vor.

 Lorin Sklamberg und Susan McKeown verschmelzen in der Tufa Trier Musik aus jüdischer und irischer Tardition. TV-Foto: Anke Emmerling

Lorin Sklamberg und Susan McKeown verschmelzen in der Tufa Trier Musik aus jüdischer und irischer Tardition. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Lorin Sklamberg lebt in New York und ist Sänger der Band "Klezmatics", die sich der aktuellen Aufbereitung der jüdischen Volksmusik-Tradition "Klezmer" widmet. Nun gastierte er, nach einem Konzert vor gut einem Jahr, erneut in der Tufa Trier, zusammen mit der ebenfalls in New York lebenden irischen Sängerin Susan McKeown. Sie ist für Folkmusik zwischen keltischer Tradition und moderner weltmusikalischer Ausrichtung bekannt.

Ihre erste musikalische Begegnung brachte dem Duo einen Grammy ein. Daraus entstand das Folge-Projekt "Saints & Tzadiks", das Lieder aus der jüdischen mit Musik der irischen Kultur kombiniert. Eine spannende, teils ambivalente, auf jeden Fall aber eigenwillige Angelegenheit, wie das Konzert in der Tufa zeigte. Da traf jiddische Klageweise auf irisches Trinklied oder choralähnlicher Gebetsgesang auf jiddischen Hochzeitstanz. Oft erschienen die Grenzen aber erstaunlich fließend. Der nasale, etwas brüchige Countertenor Sklambergs mit den für Klezmer typischen schluchzenden Untertönen ergänzte sich mit der klaren, manchmal auch kehligen Altstimme McKeowns. Besonders harmonisch verschmolzen die Stimmen in den Duetten. Sparsame Instrumentierung durch Sklambergs Akkordeon, McKeowns Bodhran und die sensible Gitarre ihres Begleiters Donogh Hennessy verlieh dem Konzert eine fast intime Note. Dennoch entstand keine richtige Wärme zwischen Interpreten und Publikum, wie allenfalls braver Applaus signalisierte. Vielleicht lag es an der melancholischen Grundstimmung des Repertoires oder an dem statt Spielfreude zur Schau getragenen Ernst. Nichtsdestotrotz hat Sklambergs und McKeowns Experiment eine Reihe schöner Lieder hervorgebracht, auf die man für Momente des stillen Genusses gerne zurückkommt.

Das Ergebnis ist - wie es ein solcher Eiertanz zwischen unvereinbar scheinenden Kulturen erwarten lässt - so ambivalent wie spannend: Choralartige, klerikale Kompositionen wie "Prayer For The Dead" wechseln sich ab mit lustigen oder rechtschaffenen Weisen aus dem irischen Kulturraum, die von Sklamberg auf Jiddisch kontrapunktiert oder im Dialog beantwortet werden. Munteres, altes jiddisches Liedgut packen die beiden wechselweise, aber auch mal gemeinsam an. Fazit: Wenn sich irische Volksmusik und Klezmer vermählen, entstehen nicht immer Überraschungen - aber auf "Saint & Tzadiks" durchaus schöne Lieder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort