Jugendstil bleibt stabil

LUXEMBURG. Mit dem neuen Jahr kommen die alten Möbel. Zum 29. Mal hat am Donnerstag die Luxemburger Kunst- und Antiquitätenmesse ihre Tore geöffnet.

Bis Sonntag einschließlich können Freunde antiker Möbel, vonKunsthandwerk, Teppichen, antiquarischen Büchern und vielem mehrdurch die Hallen auf dem Kirchberg flanieren, um zu sichten, zuhandeln oder um sich einfach nur für ein paar Stunden dem Flairder "guten alten Zeit" zu überlassen. Über 11 000 Quadratmeterbietet der diesjährige "Salon des Antiquaires" anAusstellungsfläche. Parallel dazu finden wie immer dasLuxemburger Buchfestival und die Frühjahrsausstellung derLuxemburger Künstlervereinigung LAC statt. Zwar ist in Luxemburg die Anzahl der Händler auch in diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten mit 120 internationalen Ausstellern stabil geblieben. Ein wenig verrutscht ist dagegen das Angebot nach unten. Anders als die zeitlich benachbarte Maastrichter Messe mit ihren Museumsqualitäten war das großherzogliche Gegenstück immer eine Verkaufsmesse, bei dem auch Normalverdiener zum Zug kamen. Selbst Sammler, die nur über einen schmalen Geldbeutel verfügten, konnten so manch originelles Stück erwerben. Das ist in diesem Jahr schwieriger.

Ohnehin hat man bei der diesjährigen Messe den Eindruck, dass der Übergang zum räumlich angrenzenden "Salon de brocante" der Trödler fließend ist. Was sich auf dem Kirchberg ansonsten darstellt, ist ein Bild durchschnittlicher Qualitäten mit einigen Stücken aus dem gehobenen Preissegment. Wie meist kommen die Spitzenmöbel aus dem 18. Jahrhundert so wie das tadellose Zylinderbureau eines Saarbrücker Händlers, das für 18 500 Euro zu haben ist, oder das etwas ältere mit Bronze verzierte Kombimöbel inclusive Uhr und Kartenschrank für 16 000 Euro bei einem französischen Aussteller.

Preislich stabil ist das Angebot an Jugendstilglas geblieben. Ein paar besonders schöne Stücke aus Böhmen sind bei zwei deutschen Händlern zu haben (ab 1000 Euro). Überhaupt: Gutes Kunsthandwerk hat nicht nur in Luxemburg seinen Preis. Für eine kunstvoll mit Perlmutt und Elfenbein eingelegte Schatulle aus dem 18. Jahrhundert verlangt ein Händler stolze 2600 Euro. Dagegen sind die attraktiven chinesischen Lackmöbel ausgesprochen preiswert. Auch Bücher bleiben zum Glück erschwinglich. Der ansehnliche Atlas der Niederlande von 1712 des Trierer Kunsthauses am Museum für 3500 Euro gehört ohne Zweifel zu den bibliophilen Spitzenreitern dieser Messe.

Kurioses gibt\'s ebenfalls. So ist eine ganze Marionettenbühne fürs hauseigene Illusionstheater käuflich zu erwerben. Freunde von Zar und Zimmermann kommen bei der Miniatur Peters des Großen und anderen Stücken aus Rußlands Feudalzeit auf ihre Kosten. Apropos Feudalzeit und antiquitätenfähige Vergangenheit: Da ist inzwischen mit Opas pompösen Gründerzeitmöbeln die nächste Generation an Antiquitäten mächtig nachgerückt - sprich salonfähig geworden.

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, von 10 bis 19 Uhr.

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