Junge Kunst im Namen eines großen Fotografen

Luxemburg · Er ist gleich mehrfach zurückgekommen. Nicht nur, dass Edward Steichens "Family of Man" im Schloss von Clervaux ihre endgültige Bleibe gefunden hat. Nach dem berühmten Fotografen, der in Luxemburg geboren wurde und einen großen Teil seines Lebens in New York verbrachte, ist auch ein Kunstpreis benannt. Seine Preisträger stellt jetzt das Mudam vor.

 Sophie Jung vor ihrer Installation „Nothing, It just waves“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Sophie Jung vor ihrer Installation „Nothing, It just waves“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Luxemburg. Der 2004 ins Leben gerufene Edward Steichen Award, der alle zwei Jahre vergeben wird, fördert Künstler im Alter von 25 bis 35 Jahren aus Luxemburg und der Großregion. Mit dem Preis ist ein sechsmonatiger Studienaufenthalt im hoch angesehenen New Yorker International Studio & Curatorial Program (ISCP) verbunden. Seit 2011 wird der Preis durch eine zweite, ebenfalls nach dem Fotografen benannte Auszeichnung ergänzt.
Der Preis namens Edward Steichen Luxembourg Resident in New York ermöglicht jungen Künstlern einen viermonatigen Aufenthalt im ISCP. Mit den Preisen, die das Land Luxemburg in Zusammenarbeit mit den Steichen-Nachkommen geschaffen hat, soll die Entwicklung von Nachwuchskünstlern vorangetrieben und ihnen der Zugang zur internationalen Kunstszene ermöglicht werden. Überdies soll die durch den Namensgeber mitbegründete Verbindung Luxemburg - New York gestärkt werden.
"Luxemburg ist ein Ort zwischen den großen Zentren, es ist nötig, mit allen zu kooperieren", sagt der Präsident des Preiskomitees, Hubert Wurth, der als Botschafter Luxemburgs bei den Vereinten Nationen die Idee hatte, den Preis einzurichten. Die Ausstellung im Mudam versammelt die sieben bisherigen Gewinner der beiden Preise.
Der aktuelle Stand


Das tut sie sinnvoller Weise nicht als Retrospektive. Stattdessen zeigt sie den aktuellen Stand der künstlerischen Entwicklung der Preisträger. Als erste hatte 2005 die Multi Media Künstlerin Su-Mei-Tse den Preis erhalten. In ihren reizvollen poetischen Arbeiten verwandelt die Künstlerin, die neben einem Kunst- auch ein Musikstudium absolviert hat, noch immer Klang in eindrucksvolle Bilder. So wie in ihrer Klangskulptur "Goldberg Variationen", der sie die wohl berühmteste Einspielung der Variationen von Johann Sebastian Bach zugrunde legt, die Interpretation des kanadischen Pianisten Glenn Gould. "Bach ist immer eine Referenz", sagt die Künstlerin. Ausgesprochen frisch, phantasievoll und dicht am Zeitgeschehen ist die letzte Preisträgerin. Sophie Jung erhielt 2013 den Preis. Ihre Arbeit "Nothing, It just waves", ist ein gewundener Erzählstrom, der seinen Ursprung auf einem Bildschirmschoner hat und nicht nur die Eigendynamik des gesprochenen Wortes, sondern auch moderne Kommunikationsmedien frisch und mit Witz ins Bild setzt.
Die Stadt als Biotop


Zu den eindrücklichsten Arbeiten gehört die Projektion des 2008 im Alter von 32 Jahren verstorbenen französischen Fotokünstlers Etienne Boulanger (Preisträger 2007). Wie immer beschäftigt sich Boulanger mit dem Biotop Stadt, seinen gegensätzlichen Lebensräumen und versteckten Zellen. Nicht jeder Preisträger hält, was er einmal versprochen hat. Wenig überzeugend kommen die Arbeiten von Maria Loboda (Preisträgerin 2011) daher. Recht blass präsentieren sich auch Claudia Passeris Schattenspiele (Resident in New York Preis 2011).
Bis 9.6., Mittwoch-Freitag, 11-20 Uhr, Samstag-Montag, 11-18 Uhr, Tel.: 00352/4537851, www.mudam.lu

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