Bandauflösung Jupiter Jones: Die Zahl 666 als Anfang vom Ende

Trier/Hamburg · Warum sich die durch den Hit "Still" berühmt gewordene Eifeler Band auflösen wird. Songschreiber erinnert sich im TV an große Momente.

Bandauflösung: Jupiter Jones: Die Zahl 666 als Anfang vom Ende
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Bandauflösung: Jupiter Jones: Die Zahl 666 als Anfang vom Ende
Foto: Michael Kappeler (g_kultur

Trier/Hamburg Bei "The Number of the Beast" dürften mehr Menschen an die britischen Heavy-Metal-Ikonen Iron Maiden denken als an Jupiter Jones. Aber das nächste Konzert der aus der Eifel stammenden Band trägt genau diesen Titel. Number of the Beast: Es wird das Jahresabschlusskonzert am 15. Dezember in Köln. Die lange Bandhistorie ist Schuld daran. Die vielen Shows, die kleinen für eine Kiste Bier und einen halben Tank voll Sprit, die späteren vor Hunderten, Tausenden, Zehntausenden Fans. Vielleicht sind auch die alten Metal-Vorlieben von Schlagzeuger Hont oder Gitarrist Sascha Eigner schuld an der Benennung. Ist auch egal - eine Schnaps- und Teufelszahl wird gefeiert. "Es ist wirklich das 666. Konzert der Bandgeschichte. Da haben wir liebevoll Excel-Listen geführt", sagt Sascha Eigner im Telefonat mit dem TV.

Das Blöde daran: Die 666 steht für den Anfang vom Ende. Die vor gut 15 Jahren auf einer Gartenparty in Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gegründete Band hat angekündigt, dass nach der nächsten Festivalsaison Schluss sein wird. Wie viele Shows noch hinzukommen? Weiß er noch nicht. Das Festivalbooking laufe noch. Auch die Region Trier, die alte Heimat, könnte zum Zuge kommen, versprechen will er aber noch nichts. Aber dann, bald, ist finito.
"Wir hatten uns zusammengesetzt und schweren Herzens beschlossen, dass es vorbei ist - ein weiterer Besetzungswechsel hätte keinen Sinn ergeben." Aus beruflichen und privaten Gründen sei es nicht mehr gegangen, ins Detail gehen will er nicht. Aber er war nicht die treibende Kraft, zumal Eigner seit einem Jahr an Songs für ein neues JJ-Album geschrieben hat, das nun wohl nie erscheinen wird. "Ich hätte sehr gerne weitergemacht. Aber die Band funktioniert nur, wenn jeder zu 100 Prozent Gas gibt." Dass das aus zeitlichen Gründen bei den vier Um-die-40-Jährigen nicht mehr so funktioniere, habe sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet, sagt der Prümer, der seit einigen Jahren in Hamburg lebt. "Ich habe gehofft, dass wir das auf die Reihe kriegen. Unser erstes Album mit Sven, ,Brüllende Fahnen', war zwar nicht so erfolgreich, wie wir das gerne hätten. Aber es war ein Weg, den man gut hätte weitergehen können. Eine Albumproduktion raubt viel Kraft und Zeit - und das über einen sehr langen Zeitraum." Fällt aus, Feierabend.
Zu feiern gab es dabei bis dahin genug. Schon früh wurden sie Lieblinge in der Szene mit ihrem leidenschaftlichen, emotionalen Punkrock. Dann später - dank der Pop-Single "Still" - auch denen ein Begriff, die dem Fernsehgarten näher stehen als Punkrockshows, in den der Schweiß von der Decke tropft. 2014 hatte Sänger Nicholas Müller die Band krankheitsbedingt verlassen, seine Angststörungen und den Umgang damit hat er kürzlich in "Ich bin mal eben wieder tot. Wie ich lernte, mit Angst zu leben" literarisch verarbeitet.
Ein bisschen Wehmut, vielleicht etwas Nostalgie, sicher auch Dankbarkeit: Das kam für Sascha Eigner alles zusammen, als er den Abschieds-Clip schnitt, ein emotionaler Parforce-Ritt durch wilde Jahre. "Wir haben ja unfassbar viel Material aufgenommen und gesammelt. Schon von unserem ersten richtigen Auftritt an - der war am 4. Januar 2003 bei Bunker Bebt im Schimmelkeller des Trierer Exhauses. Es ist schon krass, was man alles erleben durfte." Musik machen will Eigner auch nach dem Ende von Jupiter Jones. Aber wie und mit wem, das werde man noch sehen.

Assoziation - was Sascha Eigner zu folgenden Begriffen mit Jupiter-Jones-Bezug spontan einfällt:

Ponyhof
(Die Band probte jahrelang neben einem Ponyhof bei Wittlich)
"Das war eine wirklich sehr schöne Zeit in Wittlich", sagt Sascha Eigner. "Wir hatten sieben oder acht Jahre den Probenraum und das kleine Studio auf dem Ponyhof. Das war immer wie Ferien auf dem Bauernhof. Ich denke immer gerne an die Sommer, die wir da verbracht haben . Man konnte den Grill anwerfen, Bier trinken, ich hatte meinen Hund Edda dabei. Das war eine totale Idylle."

Rheinkultur 2011
"Das war das erste Mal, dass wir auf einer Bühne standen und wir bis zum Horizont nur Leute gesehen haben. Es war total abgefahren. 2011 hat sich für uns alles geändert, nach der Veröffentlichung von "Still" Anfang März."
Ankara
"Wir sind da im Jahr 2008 für ein Konzert hingeflogen - das war auch auf Einladung des Goethe-Instituts, wie schon ein Jahr zuvor bei einem Zehn-Tage-Trip in einem uralten Bus durch Bulgarien. Es war ein Festival an der Uni Ankara, es gab sehr viel gutes Essen, sehr viel Raki . Das Krasse war, dass wir in einer Art Stadion gespielt haben, das immer voller wurde, am Ende waren Zehntausende dort. Nicki hat die Ansagen zuerst auf Englisch gemacht, dann rief jemand, er sollte Deutsch reden. ‚Versteht ihr Deutsch?', fragte er - und ganz viele sagten: ja, klar. Reiß die Trauer aus den Büchern.
(ein Publikumsliebling vom ersten Album, Raum um Raum, 2004)
"Das war einer der ersten Songs, die wir je geschrieben haben, damals im Probenraumbunker in Trier-Nord. Wir hatten da einen kleinen, schimmligen Raum. Gerade in der Region Trier und im Saarland haben unfassbar viele Leute den Song abgefeiert. Es war oft so, dass in Trier oder im Saarland Leute den Song von vorn bis hinten mitgesungen, das waren absolute Gänsehautmomente", erinnert sich Eigner.

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