Kammerkonzert Jenseits der Depressionen

Trier · Das Berlin Klaviertrio gastierte mit großartiger Schumann-Interpretation in Trier.

 Das Berlin Trio mit (von links) Krysztof  Polonek (Violine), Nikolaus Resa (Klavier) und Katarzyna Polonek (Violoncello).

Das Berlin Trio mit (von links) Krysztof  Polonek (Violine), Nikolaus Resa (Klavier) und Katarzyna Polonek (Violoncello).

Foto: Martin Möller

Die Biografen sind manchmal auch Psychologen. Sie schreiben jedenfalls Robert Schumann für die 1840er Jahre eine düstere, vielleicht sogar depressive Stimmung zu. Das mag ja für die Person stimmen. Aber in Schumanns d-Moll-Klaviertrio, das um 1848 entstand, gibt es zwar eine dunkel-leidenschaftliche Grundstimmung, aber ganz gewiss nichts Depressives. Und wenn ein Ensemble vom Rang des Berlin Trios sich auf diese große Komposition einlässt, dann entsteht ein Interpretations- und Klangereignis, das wie magisch hineinzieht in die Musik. Nichts klingt Grau in Grau oder gar nachtschwarz.

Schumann entfaltet auch in diesem Werk eine Vielzahl von Farben und von Stimmungen. Und die Interpreten des Berlin Trios brachten sie zum Klingen. Sie gaben der Dramatik in dieser Komposition höchste Intensität, sangen Kantilenen aus, bei Pianist Nikolaus Resa  entfaltete der Klaviersatz dramatische Wucht und blieb doch detailgenau. Und dann das beinahe hymnische Finale in D-Dur mit dem weit ausholenden G-Dur-Mittelteil! Ein Manifest des Befreitseins. Und Musik von einer Hochstimmung, wie sie nur Schumann schreiben konnte: frei, offen und von einer mitreißenden Dynamik.

Überraschend kam diese glanzvolle Interpretation im 3. Kammerkonzert der Kammermusikalischen Vereinigung nicht. Schon im einleitenden „Zigeunertrio“ von Joseph Haydn hatten die Berlin-Musiker ihr Niveau deutlich gemacht. Es war ein Haydn frei von allem Rokoko-Zierrat, nicht galant-unverbindlich, sondern entschieden und mit erstaunlich runder Klanggebung. Und im ungarisch gefärbten  Finale mit seinen dramatischen g-Moll-Episoden verlor sich dann ein letzter Rest an Harmlosigkeit.

Ein wunderbarer erster Teil. Aber nach der Pause hatte es den Anschein, als hätte das Schumann-Trio mit seiner Intensität und Tiefe des Musizierens die folgenden Kompositionen fast erdrückt. Bohuslav Martinus Klaviertrio Nr. 1 – eine Episodenfolge, sauber, markant und transparent musiziert und doch mit einer Neutralität, die nach dem Schumann-Erlebnis schmerzt. Und Dvoraks „Dumky“-Klaviertrio zum Abschluss:  Keine Frage, die Berlin-Musiker setzten noch einmal all ihre Energie an dieses Werk. Und doch blieb die Interpretation angestrengt, in Violin-Höhen spröde und dabei ohne die ausschwingende Vitalität, die dieses Werk auszeichnet. Obwohl die knapp 200 Besucher auch im zweiten Teil begeistert applaudierten – Schumanns Trio blieb Mittelpunkt des Konzerts.

Die Zusammenarbeit der Kammermusikalischen Vereinigung mit dem Trierer AMG jedenfalls trägt Früchte. Erneut fand vor dem Konzert ein Workshop des Berlin Trios mit zwei Schülerinnen und einem Schüler statt. Einleitend zum Konzert spielten Amelie Wieling, Violine, Clara Folz, Cello, und Ringaudons Daraskevicius, Klavier, einen Triosatz von Harald Ganzer. Für die drei eine wichtige Erfahrung und für das Publikum ein reines Vergnügen.

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