"Karl der Große" dankt ab
TRIER. Auf seiner Tournee präsentiert der langjährige "Musikantenstadl"-Moderator Karl Moik derzeit ein letztes Mal die Stars aus Schlager und Volksmusik. Am Freitag hieß es auch bei dem vom TV präsentierten Konzert in der Arena Trier "Servus Karl!"
Alles ist so wie früher. Vom rhythmischen Klatschen des Publikums begleitet, erklingt das Trompetenecho, die vertraute Erkennungsmelodie des "Musikantenstadl". Dann kommt Karl Moik auf die Bühne, seinen Stoffdackel Wastl unter dem Arm, und schmettert ein fröhliches "Servus Trier!" in den Raum. "Servus Karl!", tönt es zurück. Es ist nicht nur Begrüßung, sondern zugleich Motto des Abends. Denn trotz des gewohnten Rahmens - dies ist kein Musikantenstadl mehr. Nach seinem Abschied aus dem Fernsehen geht der Entertainer noch einmal auf Tournee, um sich bei seinem Publikum für die lange Treue zu bedanken. Alle Kontinente hat der Österreicher in fast fünfundzwanzig Jahren mit seinem Stadl bereist, in China die für einen Europäer wohl einmalige Einschaltquote von mehr als 800 Millionen Zuschauern erreicht. In der Trierer Arena dagegen bleiben viele Plätze leer. Sollte Karl Moik enttäuscht sein, dann zeigt er es nicht. Ohnehin soll dies "kein Trauerabend" werden. Der Moderator tut, was er immer getan hat, er zündet ein Feuerwerk der guten Laune. Die Veranstaltung bietet ein abwechslungsreiches Programm von Volksmusik aus Slowenien mit den "jungen original Oberkrainern" bis zu gefühlvollen Schlagern mit Claudia Jung. Tony Marshall beweist, dass er nicht nur als Stimmungskanone, sondern ebenso als Milchmann Tevje aus dem Musical "Anatevka" eine gute Figur macht. "Die meisten kommen irgendwann zurück"
Ein Wiedersehen gibt es mit dem Komiker "Hias", der schon 1991 aus dem Musikantenstadl ausschied. Er ist älter geworden, seine Witze sind es auch. Doch sein Vortrag ist urkomisch wie eh und je und bringt die Musiker auf der Bühne genauso zum Lachen wie das Publikum. Star des Abends ist aber ohne Frage Semino Rossi. Einige Besucher, so ist zu vernehmen, sind nur seinetwegen gekommen. Schon bei der Nennung des Namens geht ein Raunen durch die Reihen. Der Andrang am Autogrammstand wird später gut doppelt so groß sein wie bei Karl Moik. Im Musikantenstadl hatte der Argentinier seinen ersten großen Auftritt, avancierte danach zum Shooting-Star. Als eine Mischung aus nettem Schwiegersohn und Latin Lover bringt er die Frauenherzen zum Schmelzen. Neben Semino Rossi haben auch Stars wie Hansi Hinterseer oder Patrick Lindner den Stadl als Sprungbrett zu ihrer Karriere genutzt. Talente entdecken und fördern, das will "Karl der Große", wie Tony Marshall ihn nennt, auch in Zukunft. Dazu hat er die in Trier ansässige Stiftung "Volksmusik und mehr" gegründet. ADD-Präsident Josef Peter Mertes überreicht auf der Bühne die Stiftungsurkunde, von der Bank gibt es einen Scheck über 1000 Euro und von Gebietsweinkönigin Katja Fehres sowie ihrer Prinzessin Katrin Eifel ein Weinpräsent und Küsschen. Von seinen Fans wurde der Musikantenstadl geliebt, von seinen Kritikern belächelt oder verspottet. Einfach ignorieren ließ er sich nicht. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften widmete ihm sogar ein eigenes Forschungsprojekt. Nun fällt für Karl Moik langsam der Vorhang. Fühlt er dabei schon Wehmut? "Nein", sagt der Entertainer und schreibt weiter Autogramme. "Das kommt wohl erst in Berlin, beim letzten Konzert." Im Fernsehen läuft der Stadl jetzt ohne ihn. "Aber es ist nicht mehr dasselbe", bedauert Konzertbesucherin Anne Kreutz aus Luxemburg. An einen endgültigen Abschied möchte sie ohnehin nicht glauben: "Die meisten kommen irgendwann zurück."