Karl, der nächste Große

Trier/Mainz · Konstantin hat mit der 2007er Ausstellung in Trier seinem Beinamen (der Große) alle Ehre gemacht. 2018 soll ein anderer Weltveränderer Triers Zugpferd für Publikum aus aller Welt sein: Karl Marx, dessen Geburtstag sich dann zum 200. Mal jährt.

Trier/Mainz. Museumsbesucher aller Länder, vereinigt euch - in Trier. Dieses Motto frei nach Karl Marx könnte über dem ambitionierten Ausstellungsprojekt über eben diesen Marx stehen. 2018, wenn sich sein Geburtstag zum 200. Mal jährt, stellen das Rheinische Landesmuseum und das Stadtmuseum Simeonstift den berühmtesten aller gebürtigen Trierer mal so richtig aufs Podest.
Längst vorbei die Zeiten, in denen Oberbürgermeister eher unwillig mit hochrangigen chinesischen und sowjetischen Besuchern - selbstverständlich auf deren Wunsch - das von der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Museum umfunktionierte Barockhaus betraten, in dem Karl Marx am 5. Mai 1818 das Licht der Welt erblickte. Allerspätestens die globalen ökonomischen Katastrophen der vergangenen Jahre haben den Philosophen, Gesellschaftstheoretiker und Sozialismus-Vordenker wieder salonfähig gemacht. Schließlich hat der Rauschebart-Träger, den kleine Kinder gern mit dem Weihnachtsmann verwechseln, das ganze Übel vorhergesagt.
Diese (Weit-) Sicht auf kapitalistische Systemfehler hat ihm im Alter von 190 Jahren weltweite Anerkennung und Hochachtung verschafft, und nun - so scheint es - hat ihn auch seine Geburtsstadt so lieb, als wäre es nie anders gewesen.
Jedenfalls prägten wahre Elogen auf den großen Sohn der Stadt (die der als 17-Jähriger nach dem Abitur am heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium verließ) die Diskussion im Stadtrat, als es darum ging, Pflöcke zum Gelingen des Marx-Jahres 2018 einzurammen. In diesem Fall, den Segen zur Gründung einer gemeinsamen Ausstellungsgesellschaft mit dem Land zu geben. Klar, dass die Friedrich-Ebert-Stiftungs-nahe SPD jubilierte und "einen wissenschaftlich hochinteressanten Ertrag" in Aussicht stellte und die Linke anmahnte, begleitend zum musealen Part auch die freie Szene und das Theater einzubinden.
Einen handfesteren "Kapital-Ertrag" erwartet die CDU, die Marx zumindest im Rechnungsergebnis mit Konstantin auf einer Stufe sehen will. Die 2007er Landesausstellung über den großen Römerkaiser und Christentum-Wegbereiter zog binnen fünf Monaten 354 000 Besucher an. Die Einnahmen aus Ticketverkauf und Merchandising lagen um 200 000 Euro höher als die Produktionskosten von 6,6 Millionen Euro. Die Wertschöpfung für die regionale Wirtschaft bezifferte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier auf knapp 25 Millionen Euro.
Das Marx-Projekt mit seiner rund sechsmonatigen Ausstellung, Symposien und vielen Begleitprojekten soll 5,6 Millionen Euro kosten. Die FDP, der die bisherige Planung wirtschaftlich zu unkonkret ist, forderte Triers OB Klaus Jensen und den Kulturdezernenten Thomas Egger auf zu zeigen, "dass sie auch wirklich Geld verdienen können".
Wie lukrativ das Thema Marx sein kann, hat Grünen-Ratsmitglied Richard Leuckefeld schon einmal vorexerziert. Zum 100. Todestag 1983, für den sich die CDU-dominierte Stadtspitze "herzlich wenig interessierte", habe er Tausende kleine Marx-Köpfe herstellen lassen und in seiner Buchhandlung verkauft. Leuckefeld: "Damit habe ich Geld verdient, und zwar richtig."
Um die Besucherresonanz 2018 müsse sich die Stadt keine Sorgen machen, meint der nie um ein Bonmot verlegene OB Jensen (SPD). Er wisse von großem Interesse in aller Welt. "Und bei meinem letzten China-Besuch habe ich die Chinesen für 2018 nach Trier eingeladen, aber darum gebeten, dass nicht alle 1,4 Milliarden auf einmal kommen."

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