Kaya Yanar in Trier: Comedian erzählt mehr von seiner Freundin als von fremden Ländern

Trier · Einmal um die ganze Welt sollte es gehen: Was die Zuschauer in der Arena Trier tatsächlich von Kaya Yanar bekommen, sind ein All-Inclusive-Trip nach Antalya und jede Menge Geschichten über seine Freundin. Aber auch damit bringt er sein Publikum zum Lachen.

Kaya Yanar springt in drei schnellen Sätzen auf die Bühne. "Hallo …" - ein kurzer gespielter Blick auf die Handinnenfläche - 8"… Trier!" Yanar grinst verschmitzt, das Trierer Publikum lacht, und die Regel des Abends ist klar: Hier nimmt sich niemand zu ernst. Auch der Gastgeber selbst nicht. So räumt er auch gleich mögliches Verwechslungspotenzial aus dem Weg: Er sei nicht der Türke mit den langen Haaren (gemeint ist Kollege Bülent Ceylan), der komme erst nächste Woche in die Arena. Er selbst ist am Nikolaussonntag, 6. Dezember, angereist. Der Nikolaus ist ja auch Türke gewesen, erklärt Yanar.

Für das Trierer Publikum hat er sein Programm "Around the World" im Gepäck, zum letzten Mal übrigens. Aber erst einmal geht es darin atemlos weiter. Yanar witzelt ohne Punkt und Komma, wechselt die Grimassen so schnell, wie es seine Gesichtsmuskeln zulassen und springt von Kultur zu Kultur. Der Programmtitel verspricht ja schon einiges. (Fast) Einmal um die ganze Welt hat es ihn auf seinen Reisen schon verschlagen. Wer den Ethno-Comedian kennt, der weiß, dass Yanar ein Magnet für witzige Geschichten ist und ein Schwamm, wenn es darum geht fremdländische Gewohnheiten und Verhaltensweisen in sich aufzunehmen.

Titel lockt auf falsche Fährte

Der Zuschauer freut sich auf Geschichten aus Fernost, auf Anekdoten aus Übersee, auf ungewöhnliche Momente aus fremden Ländern. Was er in zweimal 50 Minuten bekommt, ist nicht enttäuschend, aber zumindest kann der Comedian nicht ganz halten, was sein hochtrabender Titel verspricht. Die fremden Länder beschränken sich auf Antalya, wo er mit seinen Kumpels seine rudimentären Türkischkenntnisse ausgetestet hat, auf China, wo er für einen Fernsehkollegen gedreht hat und auf New York, wo er mit seiner Freundin unterwegs war. Und mit der war er viel unterwegs: Wandern, Skifahren, Einzug in die gemeinsame Wohnung. Als er darüber erzählt, wie er mit ihr im Badezimmer um die Benutzung der beiden Waschbecken gekabbelt hat, fühlt man sich endgültig bei einem anderen Comedian namens Mario Barth angekommen. Als Yanar dann zu einer Story über einen amerikanischen Nationalpark ansetzt, rückt man schon erwartungsvoll im Sitz höher. Doch dann, Enttäuschung, der Spaßvogel war gar nicht im Nationalpark. Er hat sich nur die zugegeben etwas unnötigen Tipps der Ranger zum Thema "Bären-Begegnung" angelesen und darin genug Stoff für sein Comedyprogramm gefunden. In den Park hat er sich selbst nicht getraut.
Dem Zuhörer kommt es schnell so vor, als ob sich Yanars persönliche Welt mehr um das Zusammenleben mit seiner Freundin gedreht hat, als dass er sich selbst in der Welt bewegt hätte.

Allerdings: Gelacht wird trotzdem. Yanars Witzeleien sind einfach zu charmant vorgetragen. Über die Beziehungs- und Freundinnenwitze kann man bei so viel Feinfühligkeit und Selbstkritik schon lächeln, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Yanars nächstes Programm wird übrigens "Planet Deutschland" heißen und sich mit den Marotten der Deutschen befassen. Man darf gespannt sein. Vor allem, da Yanar mit seiner Freundin in der Schweiz lebt.

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