Keine Diener der Musik

Drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach lockten viele, auch deutsche Zuhörer in die Luxemburger Philharmonie.

Luxemburg. (gkl) Die Ausführung des Oratoriums in der Luxemburger Philharmonie lag beim Ensemble Matheus und dem Ensemble Vocal Melismes (Einstudierung Gildas Pungier) unter der Leitung des korsischen Dirigenten Jean-Christophe Spinosi.

Ausgesucht hatte man die Kantaten I, III und VI des BWV 248, also die besonders festlichen Teile, bei denen Bach das Orchester mit drei Trompeten ausgestattet hat. Sowohl Chor als auch Orchester musste man als eine Überraschung ansehen. Beide Klangkörper agierten mit einer frischen Musizierlaune, erschienen bestens vorbereitet und gestalteten den Abend unter dem sehr lebhaften Dirigat Spinosis überaus erfrischend. Die historisch informierte Interpretation wirkte glaubhaft und nicht überzogen.

Wie anders die Solisten. Der Beste unter ihnen war der noch junge Tenor Andrew Tortise, kurzfristig für den erkrankten Tilman Lichdi eingesprungen. Er erfüllte seine Aufgaben überwiegend authentisch und wurde seiner Rolle als Evangelist mit angenehmer Stimme durchaus gerecht.

Die Sopranistin Netta Or, Renata Pokupic (Alt) und vor allem der Bassist Robert Gleadow erwiesen sich allerdings als gründliche Fehlbesetzungen. Nicht nur, dass sie ihre Herkunft von der Opernbühne erst gar nicht zu kaschieren suchten - das Vibrato in ihren bemüht gewichtigen Stimmen entsprach einem Seismographen bei einem mittleren Erdbeben.

Sie waren keine Diener der Musik, sondern die Musik hatte ihnen zur Präsentation zu dienen. Das ganze kulminierte im Quartett "Was will der Höllen Schrecken nun" der sechsten Kantate, wo jeder versuchte, den anderen zu übertrumpfen. Welch eine Kluft zwischen Solisten einerseits und Chor und Orchester andererseits.

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