Keine Konkurrenz
Mit deutlich romantischem Zungenschlag widmete sich der Friedrich-Spee-Chor der Weihnachtsgeschichte. Das vom Publikum bejubelte Oratorium "Die Geburt Christi" war die Premiere des neuen Chorleiters Thomas Hofereiter.
Trier. Selber mitmachen sollte und durfte das Publikum beim Weihnachtskonzert des Friedrich Spee Chores in der Trierer Pfarrkirche Heilig Kreuz.
Auf dem Programm standen Kompositionen von Heinrich von Herzogenberg, einem durch und durch romantischen Komponisten, dessen umfangreiches Oeuvre in letzter Zeit langsam immer mehr Beachtung findet. Der Abend, bei dem neben einer Magnificat-Vertonung und der Motette "Kommst du, Licht der Heiden" das Oratorium "Die Geburt Christi", Opus 90, im Mittelpunkt stand, war das erste Konzert, das der neue Chorleiter Thomas Hofereiter musikalisch zu verantworten hatte. Nur allzu verständlich, dass er hierfür kein Risiko eingehen wollte.
Das weihnachtliche Opus soll, wie der Komponist selbst gesagt hat, dem Bachschen Weihnachtsoratorium "keine Konkurrenz machen". Er verheimlicht aber auch nicht, dass er mit mehr als nur einem halben Auge einen Blick auf das BWV 248 gewagt hat, um den Anleihen dann ein musikalisch schlichtes, gefühlsmäßig aber pralles Gewand des späten 19. Jahrhunderts zu schneidern. Dazu gehören dann auch einige Choräle, die sowohl vom Chor als auch vom Publikum zu singen sind, bei denen die Zuhörer also aus der Rolle der reinen Konsumenten herausgenommen werden. Ebenso effektreich ist die Tatsache, dass für den Instrumentalpart im Original ein Harmonium, ein Streichorchester und eine Oboe vorgesehen sind. Gute Harmonien sind heutzutage eine Rarität, weshalb Hofereiter hier auf eine Truhenorgel zurückgriff. Unter klar verständlichem Dirigat überzeugte das opulent besetzte Friedrich-Spee-Orchester mit sattem, sauberen Klang. Unterstützt wurde es dabei vom Heilig Kreuzer Hausorganisten Burkhard Pütz, dessen häufige Wechsel zwischen Truhenorgel im Orchester und großem Instrument auf der Empore aber etwas für Unruhe sorgten. Hier hätte man sich einen zweiten Akteur gewünscht. Eine glückliche Hand hatte Hofereiter auch bei der Auswahl der Solisten bewiesen. Allen voran Tenor Marc Dostert, der seinen umfangreichen Part (Evangelist und Arien) trotz Resten eines Infektes nahezu mühelos meisterte.
Glänzend und strahlend, fast mochte man sagen, wie man es gewohnt ist, agierte Sabine Zimmermann (Sopran) und gestaltete zusammen mit dem profunden kanadischen Bass David Pike vor allem ein herrlich anrührendes Duett von Maria und Josef. Ebenso wie Pike war für die Region Angela Lösch mit ihrem warmen aber dennoch kraftvollen Alt eine Entdeckung.
Etwas überraschend war die Leistung des Spee-Chors. Das Herausragendste war seine Chorschule, deren Kinder sauber und mit Eifer bei der Sache waren. Die Erwachsenen konnten aber nicht wirklich überzeugen. Präzises Agieren, gemeinsames An- und Absprechen und eine durch und durch saubere Intonation haben dieses Ensemble bisher eigentlich immer ausgezeichnet, es zu einem Spitzenchor der Region gemacht. Von diesen Prädikaten fehlte so manches. Schade drum. Der Applaus der gut 200 Besucher war trotzdem enthusiastisch und machte aus dem Abend eine glänzende Premiere für den neuen Dirigenten.