Keine Scheu vor Risiken

Wittlich · Viviane und Nicole Hagner überzeugt mit einem virtuosen Auftritt in der Wittlicher Synagoge.

 Eindrucksvolles Duo: Geigerin Vivane Hagner (links) und ihre Schwester Nicole am Klavier. TV-Foto: Martin Möller

Eindrucksvolles Duo: Geigerin Vivane Hagner (links) und ihre Schwester Nicole am Klavier. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Birgit Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Wittlich (mö) Beethovens berühmte Kreutzersonate - welch ein Neustart nach der Pause! Vor rund 70 Besuchern in der Wittlicher Synagoge liefen Geigerin Viviane Hagner und ihre Schwester Nicole am Klavier zur Höchstform auf. Das eindringliche Violinsolo, mit dem die Sonate beginnt, glänzte mit einem warmen, runden Ton und einer eindringliche Ruhe und Tiefe des Musizierens. Und dann brach eine Welle musikalischer Intensität los. Die Hagners verstärken die extremen Gegensätze dieser Sonate. Sie schärfen die Kontraste zwischen in sich ruhenden Akkordfolgen und Passagen exaltierter Virtuosität. Sie begeben sich kompromisslos und risikobewusst in die Welt dieser großen, technisch und interpretativ äußerst anspruchsvollen Musik. Und trotz kleiner Unstimmigkeiten - sie bestehen glanzvoll. Da klingen die großen Werke aus Beethovens mittlerer Periode mit - die Eroica, die Rasumowski-Quartette, Waldstein-Sonate und Appassionata für Klavier. Was für ein herrliches Konzerterlebnis! Nicht immer in dieser Veranstaltung gelang den Hagners diese exzellente Interpretation. Im eher unfrei gespielten, rhythmisch heiklen Scherzo der Frühlingssonate op. 24 zeigte sich: Die Entwicklung dieser jungen Musikerinnen ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber mit welcher Musikalität spielen sie die ausschwingende Melodik dieser Sonate. Und welch ausgewogene Klassizität ist in ihrem Musizieren angelegt. Der Einstieg zum Konzert freilich erwies sich als problematisch. Beethoven hat seine frühe Violinsonate op. 12,3 vom Klavier her komponiert - eindeutiger noch als die Schwesterwerke in diesem Opus. Wenn das Klavier dann noch akustisch dominiert, rückt die Violine vollends in die zweite Reihe. Die Genauigkeit litt, und manche Übergänge (etwa 1. Satz vor dem Seitenthema) gerieten der Geigerin nur mäßig intonationsrein. Da fehlte es an Leichtigkeit und Transparenz im Klavierton, an Hellhörigkeit bei der Pianistin und an Energie bei der Geigerin. Vielleicht klingt das Opus 12 mit einem Hammerflügel ausgewogener und werkgerechter.
Das nächste Konzert im Musikkreis Wittlich: 29. April, 19 Uhr, Astor-Trio (Gitarre, Violine, Kontrabass) mit Werken von Gershwin, Piazzolla, Saint-Saens u.a.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort