"Kennst du das Land?"

Mit Kostbarkeiten aus dem großregionalen Kulturraum wurde die instand gesetzte Schatzkammer der Trierer Stadtbibliothek jetzt wieder im Beisein vieler Gäste geöffnet. Unter dem Titel "Magna Regio" sind historische Landkarten, Atlanten und Ansichten der Großregion aus der Sammlung Tomasz Niewodniczanski, zu sehen.

Trier. "Wir sind Freunde über die Grenze hinweg", bestätigte Bibliotheksdirektor Michael Embach. Für den erkrankten Sammler war seine Frau Marie-Luise zur Eröffnung gekommen. "Sammeln ist das allertiefste Verhältnis, das man zu Dingen überhaupt haben kann". Wenn irgendjemand den berühmten Satz des Philosophen Walter Benjamin vorlebt, dann Tomasz Niewodniczanski. Seine Sammlung ist die eigentliche Provinz des ehemaligen Vorstandes der Bitburger Brauerei. Sammeln ist dem promovierten Kernphysiker freilich nicht nur Selbstzweck. Seit jeher nutzt der Wahl-Bitburger seine Kollektion historischer Landkarten und Atlanten, die das Londoner Auktionshaus Sotheby unlängst als eine der wertvollsten in Europa bewertete, um Bewusstsein für Geschichte zu schaffen, Forschung zu fördern und am langen, oft mühsamen Prozess der Identitätsstiftung mitzuarbeiten. Für den gebürtigen Polen, der zeitlebens ein Wanderer zwischen den Grenzen blieb, ist seine Sammlung überdies ein Mittel, die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen voranzutreiben. Den Kernbestand, "die Polonica", hat er in diesem Sinn unlängst der jungen Deutsch-Polnischen Stiftung geschenkt, die sie dem Warschauer Schloss als Dauerleihgabe überlassen hat.

Gemeinsamkeit über Grenzen hinweg



Gemeinsames Bewusstsein über die Grenzen hinweg soll auch jener andere Sammlungsteil erzeugen helfen, der jetzt in der Stadtbibliothek Trier zu sehen ist. Unter dem Titel "Magna regio" sind darin historische Landkarten, Atlanten und Stadtansichten aus der Großregion vom 15. bis zum 19. Jahrhundert zusammengefasst, darunter der vollständige Bestand historischer Landkarten zu Luxemburg. "So vollständig, wie sie nicht einmal die Luxemburger Nationalbibliothek besitzt", bestätigt Emile van der Vekene, Kartenspezialist von dort. Die kostbaren Schaustücke verdeutlichen die intensive Verbindung des Trierer Kulturraums mit der Großregion. "Die Trierer Kultur ist auch immer eine Kultur ihrer Nachbargebiete", betonte der Trierer Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink.

Daneben belegen die historischen Kostbarkeiten die wechselvolle Geschichte des Großherzogtums auf dem langen Weg zum Nationalstaat. Auch wer kein Spezialist ist, wird fasziniert sein von der kunstvollen Ausführung, der schönen Bebilderung und feinen Kolorierung der gezeigten Karten, Atlanten und Stadtbilder, in denen sich Machtansprüche, menschlicher Lebensraum und politischer Wille in Zeichen und Linien verdichten.

Zu den absoluten Höhepunkten der Schau gehören die Karte Zentraleuropas von Nikolaus Cusanus von 1475, der hinreißende Weltatlas des Claudius Ptolomäus von 1482 und die Ansicht von Trier aus der Schedelschen Weltchronik von 1493. Schön: Matthäus Seuthers Stadtplan von Trier von 1734.

Bis 31. Juli, Öffnungszeiten Di-Fr 14-17 Uhr, Sa 10-13 Uhr, Stadtbibliothek Trier, Weberbach 25, Tel.: 0651 718-1429, www.stadtbibliothek-trier.de

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