Kinderkunstgeschichte(n)

Auch berühmte Künstler haben Tassen und Teller gestaltet

 Dieses Kaffeeservice hat der berühmte französische Maler Maurice de Vlaminck im Jahr 1907 bemalt. Foto: Stedelijk Museum s-Hertogenbosch

Dieses Kaffeeservice hat der berühmte französische Maler Maurice de Vlaminck im Jahr 1907 bemalt. Foto: Stedelijk Museum s-Hertogenbosch

Wenn Oma das Kaffeeservice mit den blauen Blümchen benutzt, spült sie es hinterher immer ganz vorsichtig von Hand. Die Teller und Tassen hat Oma selbst bemalt, als sie jung war. Die Eltern von Omas Freundin hatten eine Porzellanfabrik. Dorthin wurden die fertig bemalten Tassen und Teller geschickt. In einem Spezialofen wurden die Farben dann eingebrannt. "Oma ist eine Künstlerin", sagt Mama stolz. "Nicht doch, Kinder", winkt Oma dann jedes Mal verlegen ab, "das haben wir doch damals alle gemacht." Oma hat Mama auch die "Dickmadam" geschenkt. Die bunte Vase mit dem dicken Bauch. darf Max immer im Mai aus dem Schrank nehmen, wenn der Flieder blüht. "Vorsicht, Vorsicht", mahnt Mama, "die Vase ist wertvoll, die hat ein großer Künstler bemalt, der hieß Picasso." Tatsächlich haben früher viele "kunstliebende Mädchen und Frauen", wie es in einem alten Lexikon heißt, Porzellan bemalt. Aber nicht nur die: Das Gestalten, Verzieren und Bemalen von Porzellan ist eine alte Kunst, die aus China stammt. Seit etwa 300 Jahren wird auch in Europa Porzellan hergestellt und bemalt. In Deutschland zum ersten Mal in Meißen in Sachsen. Auch in Trier gab es eine sogenannte Porzellanmanufaktur. Das ist eine Fabrik, wo vieles noch mit der Hand gemacht wird. Die Porzellanmaler waren hoch angesehen. Unter ihren Kollegen hatten sie eine besondere Stellung. Nur die besten bekamen Aufträge. Manche, wie der Meißner Maler Johann Gregorius Höroldt, der vor 300 Jahren lebte und Teller, Tassen und Vasen mit Chinesen und feinen goldenen Mustern bemalte, waren so berühmt, dass bis heute das Porzellan, das sie bemalt haben, nach ihnen heißt. Nicht alle Porzellanmaler waren fest angestellt. Viele Maler malten auch zu Hause. Den "Hausmalern" wurde das Porzellan unbemalt geliefert - so wie Oma. Später wurde es auch Mode, Porzellanteile von bekannten Künstlern gestalten zu lassen, die normalerweise Bilder malten oder Figuren herstellten. Zu den ganz berühmten Künstlern gehören Pablo Picasso oder Joan Mirò. Kunstreich bemaltes Porzellan sieht übrigens nicht nur schön aus. Aus der Bemalung und Verzierung kann man auch viel über die Maler und die Zeit erfahren, in der sie entstanden. So macht das 300 Jahre alte Höroldt-Porzellan sichtbar, dass die Leute damals Freude an allem Feinen und am Spiel hatten. Die Porzellanmalerei des vor gut 50 Jahren gestorbenen Franzosen Maurice de Vlaminck erzählt dagegen von der Lust des Malers an leuchtenden Farben. Porzellanmaler ist heute ein Beruf, den man richtig lernt. Man lernt, wie Farben auf Porzellan aufgetragen werden, welche Pinsel und Stifte sich dazu eignen und welche Farben unter oder über der Glasur aufgetragen werden. Die Glasur ist ein glasartiger Schutzüberzug des Porzellans. Hobbymalerinnen wie Oma gibt es auch heute. Wer noch mehr wissen will, der geht am besten gleich mal ins Stadtmuseum Simeonstift nach Trier. Dort gibt es gerade eine große Ausstellung mit von Künstlern gestaltetem Porzellan - auch von Picasso. Eva-Maria Reuther

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