Klänge der Zuversicht

Trier · Wehmut und Zuversicht wechseln sich ab in Johannes Brahms\' "Ein Deutsches Requiem". Den 160 Sängern und Instrumentalisten des Collegium Musicum der Universität Trier ist es gelungen, diese widersprüchlichen Stimmungen auf die mehr als 800 Gäste in St. Maximin zu übertragen - und sie mit den melancholischen Melodien in ihren Bann zu ziehen.

 Mit eindrucksvollen Gesängen und virtuosem Spiel reißt das Collegium Musicum mehr als 800 Gäste in St. Maximin mit. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Mit eindrucksvollen Gesängen und virtuosem Spiel reißt das Collegium Musicum mehr als 800 Gäste in St. Maximin mit. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Wie Glöckchen klingen die Violinen. So verhalten und leise, wie der erste Satz von Johannes Brahms "Ein Deutsches Requiem" erklingt, so ruhig endet er. Noch einmal zupfen die Geiger an den Saiten, dann verstummen sie. Plötzlich erfüllen tiefe Stimmen das ehemalige Kirchenschiff von St. Maximin in Trier, nehmen an Volumen zu. Wort für Wort intonieren Bassisten, Hornisten, aber auch Tenöre und Bässe den zweiten Satz. Dann setzen die hohen Frauenstimmen ein. "Das Gras ist verdorrt", singen sie, "und die Blume abgefallen." Trostlos klingt diese Passage, aussichtslos. Doch dann keimt Hoffnung auf. Die Klänge werden heller, lebhafter. Noch einmal schaffen es die pessimistischen Töne zu dominieren, dann obsiegt der Zukunftsglauben.
Das Collegium Musicum der Universität Trier hat sich unter der Leitung von Mariano Chiacchiarini für sein Winterkonzert Brahms\' Requiem ausgesucht. Da beim Sommerkonzert "Bilder einer Ausstellung" Chor und Orchester nur selten gemeinsam zu hören waren, sollte nun ein Werk her, in dem beide gemeinsam auftrumpfen können.
Der Trost der Hinterbliebenen steht im Vordergrund der Texte, die Brahms aus Altem und Neuem Testament ausgewählt hat, und entspricht damit nicht der katholischen Liturgie. Kein Werk für die Toten, sondern für die Lebenden. Keine Trauermusik, sondern Klänge, in denen Zuversicht mitschwingt.
Verstärkt hat sich das Ensemble mit Sopranistin Agnes Lipka und Bariton Vasilios Manis. Das anspruchsvolle Stück verlangt auch ihnen alles ab. Sie müssen sich gegen 103 Sänger und 56 Instrumentalisten behaupten, was nicht nur Stimmvolumen, sondern auch Harmonieverständnis verlangt. Die jungen Solisten meistern dies bravourös und werden, ebenso wie das Uni-Ensemble, mit tosendem Beifall und Bravorufen der mehr als 800 Zuhörer belohnt.
Höhepunkt des Requiems ist der sechste Satz. Mit ordentlich Tempo preist das Ensemble den Herrn - ein Text aus der Offenbarung. Voller Energie singen und musizieren Chor und Orchester mit schier ohrenbetäubender Lautstärke. Chiacchiarini gelingt es, dass Sänger und Instrumentalisten den Spannungsbogen halten für den abschließenden, ruhigen siebten Satz. Der Kreis schließt sich. Zum Schluss erklingen glöckchengleich gezupfte Violinen.

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