Klamauk auf höchstem Niveau

Eine fast ausverkaufte Europahalle bildete die Kulisse für die Deutschlandpremiere von "Magic Moments" des Ensembles Mnozil Brass. Präsentiert vom Trierischen Volksfreund erlebte das Publikum einen Abend, den nicht wenige mit nur einem Wort beschrieben: gigantisch!

 Während des Konzertes in der Europahalle brachte Mnozil Brass auch dem Fotografen ein Ständchen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Während des Konzertes in der Europahalle brachte Mnozil Brass auch dem Fotografen ein Ständchen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) Nicht wenige fragen sich, wo denn eigentlich dieser merkwürdige, fast unaussprechliche Name herkommt, den sich die sieben Blechbläser aus Österreich gegeben haben. Die Antwort: Die erste Session spielten sie im Jahr 1992 beim Gastwirt Josef Mnozil in Wien. Danach war das Septett Mnozil Brass geboren - inklusive seines Namens. Der Erfolg ist ein ständiger und treuer Begleiter bei den rund 120 Konzerten, die sie jedes Jahr rund um den Globus geben. Auch in Trier sind die Musiker keine unbekannten mehr, brachten sie doch beim Mosel Musikfestival ihr Publikum zum Toben. Von der ersten Minute bis zum stehenden Applaus zum Schluss war die Deutschlandpremiere der "Magic Moments" ein einzigartiges Feuerwerk, mit dem sich Wilfried Brandstötter und seine Partner in die Herzen ihres Publikums spielten.

Die teils freche Art, wie Mnozil Brass mit den kompositorischen Vorlagen umgehen, wie Leonhard Paul, Gerhard Füßl und Thomas Gansch Werke von Erich Wolfgang Korngold, Robert Schumann oder Eric Satie zurechtschneidern, lässt schon so manches Musikerherz höher schlagen. sorgt für Lachsalven und für ein beherztes Schenkelklopfen. Parallel dazu ist aber auch die Mimik ein geballter Angriff auf das Zwerchfell des Publikums. Hinzu kommt die Akrobatik und die Frage: Gibt es eigentlich eine Stellung, in der diese Musiker nicht spielen können?

Zweifellos ein Höhepunkt war die Nummer "Lonely Boy" von Paul Anka. Paul sitzt als einsamer Junge barfuß auf der Bühne auf einem Stuhl. Nacheinander kommen seine Partner mit ihren Instrumenten hinzu, blasen zwar hinein, aber bedient werden die Posaunenzüge mit den Zehen und die Trompetenventile mit den Fingern von Paul. Kein Halten aber gab es, als man Paul, inzwischen von den Armen seiner Kollegen gehalten, buchstäblich den Stuhl unter dem Hintern wegzog und er in stoischer Ruhe weiterspielte. Klamauk? Ja - aber auf welch hohem Niveau! Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals, stand die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. "So ein Abend", meinte er im TV-Gespräch, "lässt alle Mühe und allen Stress, den ein solches Festival mit sich bringt, vergessen".

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