(Klang)Farbenreicher Blick nach Ost und West

Trier · Jetzt spielt sie wieder mit, die Konstantin-Basilika, im Reigen der Trierer Orgelkonzerte. Kantor Martin Bambauer eröffnete die Reihe des Internationalen Orgelsommers mit einem romantisch geprägten Programm.

Trier. Es gibt bestimmt einige Menschen, die sagen, Orgel ist Orgel. Die eine größer, die andere kleiner, aber im Prinzip sind sie doch alle gleich. Am ersten Abend des Internationalen Orgelsommers in der Konstantin-Basilika zeigte Bambauer auf, dass diese Meinung nicht stimmt. Seit 16 Jahren ist Bambauer schon Organist an der evangelischen Kirchengemeinde, und seit dem ersten Advent des letzten Jahres hat er ein neues Instrument zur Verfügung, das größenmäßig in der Region alles in den Schatten stellt. Aber kommt es darauf an?

Mit seinem Programm blickte Bambauer nach Osten und nach Westen gleichermaßen. Mit Alexander Glasunow (Präludium und Fuge D-Dur) und Feliks Nowowiejski und seiner vierten Sinfonie in d-Moll standen Russland und Polen im Fokus. Alexandre Guilmants Orgelsonate Nr. 2 und eine Meditation von Louis Vierne stellten Frankreich in den Mittelpunkt. Es war keine Frage, dass Bambauer den technischen Anforderungen dieser Kompositionen gewachsen war und ihnen im wahrsten Sinne des Wortes "spielerisch" gerecht wurde.

Etwas anderes aber machte den Abend zu einem besonderen Erlebnis und zeigte eine überragend große Stärke der Eule-Orgel auf. Es waren die vielfältigen Klangfarben, mit denen Bambauer bestens zu agieren wusste. Insbesondere die vielen Streicherstimmen, die bald aus ätherischen Höhen fast schon säuselten, bald mit kräftigem Charakter sonor das Geschehen bestimmten, ließen aufhorchen. Hier zeigte sich der große Vorteil dieses Instruments, bei dem die Orgelbauer sich ganz und gar auf die romantische Stilrichtung konzentrieren konnten, da frühere Epochen mit der Schuke-Orgel abgedeckt werden können.

Es war also ein wahrer Ohrenschmaus, mit dem Bambauer sein Publikum erfreute. Wenn sich die Kirchengemeinde jetzt noch entschließen könnte, die Orgel durch eine vernünftige Beleuchtung in ein rechtes Licht zu rücken, damit das Instrument und der Organist auch bei einsetzender Dunkelheit noch zu sehen sind, dann wäre es perfekt. gklExtra

Bei den Pfeifen einer Orgel unterscheidet der Orgelbauer im Wesentlichen drei Arten: die strahlenden Prinzipale; die weichen und grundtönigen Flötenstimmen, die für den runden und lieblichen Klang sorgen, und - besonders seit der Romantik - Pfeifen, die den etwas schneidenden Klang von Streichinstrumente zu imitieren versuchen. gkl

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