Klangästhetik zum Finale

Mit einem Konzert, das zeitlos schöne Klassiker in peppigem Arrangement und damit neuen Klangfarben und -facetten präsentierte, haben der Jazzgitarrist Joachim Schönecker und sein "Blue Note Projekt" die 15. Reihe von Jazz im Brunnenhof abgeschlossen. 322 Zuhörer genossen ein ästhetisches Hörerlebnis.

Trier. (ae) Mit einer beachtlichen Bilanz und einem nachhallenden Finale ist die diesjährige, von Jazzclub Eurocore und Kulturbüro der Stadt Trier unter Schirmherrschaft von Malu Dreyer veranstaltete Reihe Jazz im Brunnenhof zu Ende gegangen. Thomas Schmitt vom Jazzclub Eurocore vermeldete 2372 Besucher bei acht Konzerten von 47 zum Teil international renommierten Musikern aus der Großregion. Internationales Renommee war auch Stichwort für das Abschlusskonzert.

Das bestritt der in Saarbrücken geborene und in Trier aufgewachsene Joachim Schönecker, der es als einziger deutscher Jazzgitarrist 1995 ins Halbfinale der Monk-Competition in Washington geschafft und seither in der Fachpresse viel lobende Kritik, besonders für sein neuestes Album "Blunatic" geerntet hat. Stücke daraus stellte er mit der an der Aufnahme beteiligten hervorragend besetzten Formation aus den WDR-Bigband-Kollegen Hans Dekker (drs), John Goldsby (cb), John Marshall (tp), Ludwig Nuss (tb) und Karolina Strassmayer (as) im Brunnenhof vor. Doch das war nicht alles: Der sympathische Gitarrist und seine spielfreudige Band spannen den dem Album zu Grunde liegende Konzeptfaden einer Hommage an das Stil prägende Label der 60er Jahre "Blue Note" weiter und umhüllten das Publikum mit einem daraus entstandenen vielfarbigen Klanggewebe.

Ästhetik ohne Effekthascherei



Das hatte alles, was einen kostbaren Stoff auszeichnet: Ästhetik ohne Effekthascherei, Geschmeidigkeit, handwerkliche Präzision und vor allem die wertbeständige Aussage einer geglückten Verbindung von Tradition und Moderne.

Schönecker hat unter anderem Titel von Buddy Montgomery, Lee Morgan, Herbie Hancock, Wayne Shorter und Thelonious Monk aufgegriffen und weniger durch strukturelle Veränderungen als vielmehr durch starke Betonung von Melodie und Rhythmus sowie spezielle Instrumentierung neu erschlossen. Ein frischer Sound, bei dem Kompliziertes einfach klingt, der das Publikum swingen lässt und ihm neue Facetten an vermeintlich Altbekanntem eröffnet. Dadurch zum Beispiel, dass die Gitarre - von Schönecker als vielfältig ausdrucksvolle Stimme eingesetzt - sonst dem Piano vorbehaltene Parts übernimmt.

Beim rundherum homogenen Klangerlebnis begeisterten auch Präzision und Sensibilität des Zusammenspiels sowie die Solopartien der Mitmusiker.

Viel Applaus galt der jungen österreichischen Saxofonistin Karolina Strassmayer, aber auch ihren hervorragenden Bläserkollegen Ludwig Nuss und John Marshall.

In längeren Triopartien glänzten Schönecker, Goldsby und Dekker mit fast kammermusikalischer Qualität, die es verstand, selbst unter Open-Air-Bedingungen große Wirkung zu entfalten. Ein Konzert, bei dem alles stimmte und das bereits Vorfreude auf die nächste Auflage der Konzertreihe hinterlässt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort