Konzert Klassik um elf im Trierer Jesuitenkolleg: Filigrane Klänge und feurige Dramatik

Trier · „Klassik um elf“: Philharmonisches Orchester trotzt dem Winterblues mit traumhafter Musik von Holzbauer und Haydn.

 Pianistin Ketevan Rukhadze besticht mit feinfühligem Spiel.

Pianistin Ketevan Rukhadze besticht mit feinfühligem Spiel.

Foto: TV/Mechthild Schneiders

Die Töne schwingen durch den Raum – federleicht, als würden sie schweben. Ketevan Rukhadzes Finger fliegen über die Tasten, berühren sie nur leicht. Die Läufe klingen leicht und locker, halten dabei die Spannung.

Genauso zart die Töne der Streicher in Franz Josef Haydns (1732-1809) Konzert für Klavier und Orchester D-Dur Hob. XVIII: 11, das bekannteste seiner Klavierkonzerte. Wohl auch aufgrund des finalen „Rondo all’ungarese“, dem eine ungarische Tanzmelodie zugrunde liegen soll. Er kommt dynamisch daher – die Pianistin kann sich – auch ohne ausdrücklichen Konzertflügel – jederzeit gegen das Orchester behaupten.

Rukhadzes Spiel ist perfekt auf das Orchester abgestimmt, schließlich kennt die seit dem Jahr 2000 agierende Korrepetitorin am Theater Trier ihre Musiker seit 2000 und ist mit einigen von ihnen kammermusikalisch unterwegs. Die warmen romantischen Klänge vertreiben das trübe Wetter vor den Fenstern der Promotionsaula des Trierer Jesuitenkollegs und bilden einen erbaulichen Kontrast zum karnevalistischen Treiben auf den Straßen. Ein wahrlicher Hörgenuss, den die gut 220 Zuhörer beim „3. Klassik um elf“ mit lautem Applaus goutieren.

Auch ohne Pianistin weiß das Ensemble zu verzaubern. Ganz zurückhaltend, präzise und äußerst feinfühlig dirigiert Wouter Padberg, erster Kapellmeister des Orchesters, die Musiker. Jeder Ton, und sei er noch so vergänglich, kommt deutlich akzentuiert und steht in der hervorragenden Akustik der Aula. Padberg spielt mit den Lautstärken – auch sie arbeitet er detailliert heraus.

Zierlich lässt das Ensemble das Allegro von Ignaz Holzbauers (1711-1783) Sinfonie D-Dur op. 3, Nr. 4, angehen. Die verspielten Melodien erinnern an Mozart, der den  Mannheimer Hofkapellmeister Holzbauer sehr bewunderte. Anspruchsvoll das zweite Haydn-Stück, die Symphonie A-Dur Hob. I: 59, auch „Feuersinfonie“ genannt – sie soll zum Singspiel „Die Feuers­brunst“ gespielt worden sein. Und feurig ist sie durchaus. Scharfe Kontraste und abrupte Stimmungswechsel prägen die ersten beiden Sätze – das schafft eine gewisse Dramatik. Das Menuett scheint eine Variation des vorherigen Hauptthemas zu sein – hier hält das Orchester im mittleren Tempo die Spannung. Im finalen Rondo setzen die beiden Hörner Akzente – ein Genuss! – und sorgen mit der Oboe für Drive. Emotion pur – wer braucht da Fasching?

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