Klassiker aus der Nähe: Abschluss der Konzer Sommerkonzerte

Konz · In einem vergleichsweise kleinen Raum wie dem Festsaal Karthaus klingt Klassik anders als gewohnt - lebendiger, deutlicher, transparenter. Freilich schälten sich im Abschluss der Konzer Sommerkonzerte auch musikalische Defizite heraus.

 Souverän bei Beethovens B-Dur-Klavierkonzert Nr. 2: Pianistin Oxana Grebneva und Dirigent Paul Trein. Gut, dass Grebneva am Klavier neben ausgefeiltem Anschlag auch einige Routine einbrachte. Damit gab sie dieser Musik die notwendige Statur mit.

Souverän bei Beethovens B-Dur-Klavierkonzert Nr. 2: Pianistin Oxana Grebneva und Dirigent Paul Trein. Gut, dass Grebneva am Klavier neben ausgefeiltem Anschlag auch einige Routine einbrachte. Damit gab sie dieser Musik die notwendige Statur mit.

Foto: Martin Dr. Möller

Es ist und bleibt ein Erlebnis für sich. Wenn Musik der Wiener Klassik nicht aus dem großen Abstand moderner Konzertpodien erklingt, sondern in einem für sinfonische Verhältnisse kleinen Raum, dann wird sie anders. Im Festsaal Karthaus mit allenfalls 150 Besucherplätzen präsentierten sich Haydn, Mozart und Beethoven dann wie unter einem Brennglas. Da werden Feinheiten deutlich, die sonst untergehen. Mozarts herrliches G-Dur-Klavierkonzert KV 453 offenbarte seine Schönheiten gleichsam von innen. Der betörende Holzbläsersatz wird präsent, die ungemein beweglichen Mittelstimmen und die mal sachten, mal kalkuliert abrupten Tonartwechsel werden hörbar – und mit ihnen die traumhafte Balance zwischen Heiterkeit und Melancholie dieser Musik. Solistin Lucia Ghini ließ sich zudem von einigen kleinen Aussetzern nicht irritieren und entfaltete einen beeindruckend sensiblen Mozart-Stil – deutlich und flexibel zugleich.

Nicht alles war perfekt in dieser Abschluss-Matinee der Konzer Sommerkonzerte. Und doch waren aus der Nähe auch ganz persönliche Zugänge zur Wiener Klassik spürbar. Orlando Millaá gab dem Solo in Haydns-G-Dur-Klavierkonzert Deutlichkeit und Entschiedenheit mit. Das war nicht der harmlos-heitere Haydn der verbreiteten Klischees, sondern eine Musik von enormer Kraft, fast wie in Stein gemeißelt.

Und Beethovens frühes B-Dur-Klavierkonzert Nr. 2? Da ist im Vergleich zu Mozart der Orchestersatz kompakter, sind die Solo-Episoden griffiger. Der damalige Star-Pianist Beethoven schreibt eine echte Publikumsmusik. Gut, dass Oxana Grebneva am Klavier neben ausgefeiltem Anschlag auch einige Routine einbrachte. Damit gab sie dieser Musik die notwendige Statur mit. Und unterstrich, wie ungemein prägnant Beethoven komponiert.

Die Sommerakademie und die zugehörigen Sommerkonzerte gingen mit diesem Konzert für das laufende Jahr zu Ende. Freilich schälten sich im Abschlusskonzert auch Defizite heraus. Dirigent Paul Trein war es nicht gelungen, mit den Musikern des Philharmonischen Orchesters Trier Kammerorchester-Qualitäten zu erarbeiten. So schlichen sich bei den Streichern Schwerfälligkeiten und unnötige Härten ein, und der Bläsersatz blieb weit entfernt Wärme und Eleganz. Bei allen Verdiensten von Akademie und Konzerten: beim traditionellen Orchesterkonzert werden künftig Nachbesserungen notwendig.

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