Klassiker im Doppelpack

Trier · "Leonce und Lena": eine Kömödie. "Dantons Tod": eine Tragödie. Da liegt das, was das Theater Trier vorhat, nicht unbedingt nahe: Intendant Gerhard Weber inszeniert beide Stücke von Georg Büchner in einem Aufwasch. Nicht nacheinander an einem Abend, sondern parallel. Es könnte eine spannende Erfahrung werden.

Trier. Das letzte Mal, als Gerhard Weber ein Duell auf die Bühne brachte, spielte es sich zwischen zwei Königinnen ab und stammte von Schiller. Diesmal lässt er zwei Revolutionäre aufeinanderprallen: Danton, den gutbürgerlichen Edel-Revoluzzer, und Robbes pierre, den gnadenlosen Fanatiker. Michael Ophelders spielt den Tugend-Terroristen, Axel Holst gibt den kompromisslerischen Gegenspieler, den sein Widerstand den Kopf kostet.
Holst, 46, gastiert zum ersten Mal in Trier. Wenn er seine Rolle auch nur annähernd so vibrierend und spannungsgeladen spielt wie er die Fragen beim Interview beantwortet, dann darf man sich auf die Premiere freuen. Büchners Fragen, sagt Holst, seien "absolut aktuell, weil sie innere Widersprüche und äußere Lebenssituationen thematisieren". Büchner habe "nie vergessen, Menschen zu beschreiben".
Feindbilder wie bei Danton und Robbespierre: Damit kennt Holst sich aus.
Groß geworden in der DDR, in einem politischen System, das ständig in dem Gefühl lebte, von inneren und äußeren Feinden umgeben zu sein. "Der Zwiespalt zwischen Ideal und Realität, da kann ich mich gut andocken", sagt der Schauspieler.
Fluchtversuch in die Sackgasse


Seine Kollegin Alina Wolff muss einen ganz anderen Anknüpfungspunkt suchen. Sie spielt zwar auch Dantons Ehefrau Julie, aber vor allem die Hauptfigur im zweiten Stück des Abends: Prinzessin Lena vom Königreich Pipi, die sich unsterblich in Prinz Leonce vom Königreich Popo verliebt. "Achtung, Komödie", signalisiert schon die Namenswahl des Dichters. Aber Wolff sieht mehr: Auch "Leonce und Lena" sei die Geschichte eines misslungenen Aufstands, sagt die Schauspielerin. Der Versuch, aus den Vorschriften und den Staatsgeschäften der Erwachsenen zu fliehen, endet in der Sackgasse.
Der Konflikt zwischen den gesellschaftlichen Sachzwängen und den individuellen Ansprüchen: Da glaubt Gerhard Weber die Brücke zwischen beiden Stücken gefunden zu haben. Deshalb wird er auch permanent zwischen beiden Handlungen wechseln - mit Hilfe der Drehbühne, die zwei rotierende Bühnenbilder ermöglicht. Beide Stücke, sagt Weber, seien "ineinander verlinkt". Dennoch blieben sie für den Zuschauer "problemlos zu unterscheiden".
Manfred Knaack hat eine eigene Bühnenmusik für den Doppel-Abend geschrieben, der trotz behutsamer Kürzungen laut Weber "unter drei Stunden nicht geht". Nicht zu viel Zeit für das, was Weber einen "Einblick in die Seele von Georg Büchner" nennt.
Premiere am 14. Dezember, Vorstellungen am 20. Dezember; 3., 8., 11., 19., 20., 21. Januar; 8., 16. Februar. Karten: Theaterkasse, www.theater-trier.de

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