Klassiker mit legendärem Ruf

TRIER. Ein Abend mit einer Jazz Legende: Dave Brubeck begeisterte in der Europahalle in Trier. Das Konzert wurde vom Trierischen Volksfreund präsentiert.

Diesmal ist es nicht das weiße Dinnerjacket, mit dem er von allen Litfaßsäulen leuchtet. Klassisch im feinen schwarzen Smoking steht Dave Brubeck mit seinem Quartett an diesem Abend auf der Bühne der Trierer Europahalle - so wie es sich für einen Klassiker mit legendärem Ruf gehört. Denn zu dem hat es der amerikanische Jazz Pianist, der nächsten Monat 83 Jahre alt wird, schon zu Lebzeiten gebracht. Zierlich und doch ganz groß

Fast zierlich wirkt der kleine Herr mit dem vollen weißen Haar über dem markanten Profil, ein Rubinstein des Jazz, dessen Finger fast schwerelos über die Tasten zu eilen scheinen, selbst seine bekannten Blockakkorde bleiben elegant, geradezu durchgeistigt. Als einen der wahren "household names" der internationalen Jazz Szene bezeichnet ihn das Bookletseiner neusten CD, was im Englischen soviel bedeutet, wie ein Name, den jeder kennt und dessen Melodien auf der Straße gepfiffen werden. Tatsächlich hat Brubeck stets ein gut verträgliches Miteinander aus Jazz, Klassik und eingängigen Melodien gepflegt. Seine Kompositionen eignen sich gleichermaßen für das gedämpfte Licht und die weichen Teppiche luxuriöser Bars wie für die großen Konzerthallen, wo Brubeck mit seinem Quartett genauso zu Hause ist. Die alte Mischung bewährt sich auch in Trier. Das Publikum dankt mit herzlichem Applaus, der spontan aufbrandet, wenn Saxophonist Bobby Mitello seine sagenhaften Soli vorträgt oder Drummer Randy Jones, der in dieser gesetzten Herrenrunde offensichtlich der jüngste ist, frisch auf dem Schlagzeug kontert. Gepflegt gehen es die Musiker in der Europahalle an, selbst das alte Schlaflied , das in Brubecks Version hell wach macht, bleibt bei aller Raserei kultiviert. Sogar der Papst war schon da, wenn Brubeck gespielt hat. Dem katholischen Kirchenoberhaupt hat der Pianist und Komponist sogar eine Messe gewidmet, aus dem die Musiker an diesem Abend das Sopransolo in der Version für Flöte, Klavier und Bass spielen. "Dem Papst hat es gefallen", versichert Brubeck und Mitello beweist, dass er auch ein Meister der Querflöte ist. Ein gregorianisches Thema hat Brubeck der Komposition zugrunde gelegt. Jetzt klingt es eher spätimpressionistisch. Von jener transparenten Klarheit sind auch viele der neuen Kompositionen. Frischer und eine Spur intellektueller als vor Jahren wirkt das Quartett. Nicht zuletzt liegt das auch an Michael Moore dem pfiffigen Bassisten, der aussieht, wie zu Hemingways Zeiten, als ein richtiger Mann noch Witz, Whiskey und Abenteuerlust im kantigen Charakterkopf hatte. Moore lebt mit seinem Instrument, redet ihm zu und begleitet es mit aufmunterndem Nicken. Das dankt, indem es gleichsam mit menschlicher Stimme spricht, energisch auftrumpft und auch schon mal vor sich hin grummelt. Doch das Publikum ist auch gekommen, um Lieb-gewordenes wieder zu erkennen. Kaum erklingen die ersten Takte von "Take Five", werden die Brubecks Fans, von denen ein großer Teil in einem Alter ist, in dem man weiches Licht bevorzugt, richtig munter. Und auch die vier Herren oben auf der Bühne kommen richtig in Schwung. Er ist aber auch der reine Wahnsinn, der weltberühmte Song im Fünfviertel Takt, wie er einem in Ohren und Gliedern kreist, sogar das Auto scheint bei der Heimfahrt zu swingen. Doch halt, die Ampel steht auf rot.

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