Kleine Kulturzentren, großes Programmangebot

Echternach/Esch · Wenn Philharmonie, OPL und Grand Théâtre im Mai ihre Programme für die im Herbst beginnende Luxemburger Kultursaison präsentieren, lenken sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Doch zum Sommer hin zeigen auch die kleineren Häuser auf dem Land, was sie in der neuen Spielzeit zu bieten haben.

Echternach/Esch. Obwohl man von ganz Luxemburg aus die Hauptstadt ohne großen Zeitaufwand erreicht, unterhalten kleinere Städte wie Echternach, Ettelbrück, Esch, Marnach oder Dudelange eigene, hauptamtlich gemanagte Kulturzentren mit einem profilierten Angebot. Oft locken sie auch viele Zuschauer aus dem benachbarten deutschen Grenzgebiet an.
Die Ausrichtungen variieren. So hat Esch/Alzette ein hypermodernes Theater und setzt schon von daher stark auf Bühnen-Gastspiele, viele davon in französischer Sprache. Echternach besitzt mit dem Trifolion einen Konzertsaal, der höchsten Ansprüchen gerecht wird. Zudem gibt es das traditionsreiche Festival und ein Europäisches Jugendorchester als ständigen Gast. Kein Wunder, dass konzertante Klassik und Jazz einen wesentlichen Teil des Programms ausmachen - ergänzt durch Comedy-Reihen, luxemburgische Nachwuchspflege und eine neue, hochkarätig besetzte Vortrags-Serie mit dem Titel "Horizonte".
Populäres und Experimentelles

 Preisgekrönte Stimme mit Kultcharakter: Curtis Stigers. Foto: dpa

Preisgekrönte Stimme mit Kultcharakter: Curtis Stigers. Foto: dpa


Theater, Klassik, Weltmusik, Oper, Tanz: Das Cape in Ettelbrück hat ein extrem breit gefächertes Programm. Zumal Filmkunst und Ausstellungen in unterschiedlichen Feldern der bildenden Kunst hinzukommen.
Der - auch architektonisch sehenswerte - Cube 521 im Islek-Dorf Marnach mixt ganz oben im Luxemburger Norden ein Programm, das Populäres und Experimentelles unter einen Hut bringt. Und an der entgegengesetzten Ecke, in Dudelange an der französischen Grenze, entwickelt sich das Kulturzentrum Opderschmelz zu einem Mekka der Blues-, Rock,- Jazz- und Liedermacherfans.
Die Preise sind, von wenigen Ausreißern abgesehen, durchweg zivil. Auffällig, aber typisch Luxemburg: Wer jünger ist als 27 Jahre, zahlt fast überall nur die Hälfte. Da sind selbst Spitzen-Events oft für weniger als zehn Euro zu haben. Hier ein Überblick über ausgewählte Höhepunkte der Saison:

Trifolion Echternach
Die Saison startet mit einem "Baroque Splash" des Eubo-"Hausorchesters" mit Händels Wassermusik (16. September). Das letzte September-Wochenende gehört den Hochkarätern des Echternach-Jazz-Festivals, mit Weltstars wie Mory Kanté (27. September), Gregory Porter (28. September) und Stimmwunder Curtis Stigers (29. September). Die "Opéra du trottoir" um die Luxemburger Sängerlegende Carlo Hartmann widmet sich am 19. und 20. Oktober Offenbachs "Orpheus an der Ennerwelt". Am 24. und 25. November eröffnet kein Geringerer als Anselm Grün die "Horizonte"-Vortragsreihe. Vormerken sollte man sich schon den 7. März 2013, wenn Konstantin Wecker kommt.
Infos: www.trifolion.lu
Cape Ettelbrück
Das Streichquartett Quatuor Ebène zelebriert am 19. Oktober seinen Grenzgang zwischen Klassik und Jazz. Am 1. Dezember kommt das OPL mit dem Kult-Klarinettisten Martin Fröst. Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" als Puppenspiel: Dieses besondere Ereignis steht am 30. Januar auf der Agenda. Opernfreunde dürften nicht fehlen, wenn am 8. März die französische Compagnie Opéra éclaté Puccinis Madame Butterfly aufführt. Die vielleicht spannendste Entdeckung folgt am 28. April: Die Band Spark, die für ihre außergewöhnliche Mischung aus Folk und Klassik den Klassik-Echo 2011 erhalten hat.
Infos: www.cape.lu
Theater Esch
Die australische Tom-Tom-Crew hat alle großen Festivals von Adelaide bis Edinburgh mit ihrer explosiven Kombination aus Akrobatik, Streetdance und HipHop erobert (4. Oktober). Schauspieler Uwe Ochsenknecht und das Jazz-Quintett The toxic truth interpretieren den skurrilen isländischen Roman "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch anzufangen" am 15. Dezember. Büchners Schauspiel "Woyzeck" ist in Luxemburger Spitzenbesetzung (Luc Feit, Vicky Krieps, Steve Karier, Germain Wagner) am 18. und 19. Januar zu sehen. Am 22. Januar gastiert Superstar Ute Lemper mit ihrem Programm "Last Tango in Berlin".
Infos: www.theatre.esch.lu
Cube 521 Marnach
Am 5. Oktober ist Stefan Kaminskis hoch gehandeltes Hörspieltheater "Rheingold" nach Richard Wagner zu Gast. Am 25. Oktober gibt mit Lee Konitz eine Jazzlegende ihre Visitenkarte ab, am 23. Dezember gastiert das Leipziger Vokalensemble Amarcord. Schauspieler und Sänger Michael Fitz stellt am 13. Januar sein neues Soloprogramm vor, Theatergigant Gerd Silberbauer kommt am 31. Januar als Professor Unrat im "Blauen Engel".
Info: www.cube521.lu
Opderschmelz Dudelange
Cockney-Rebel-Sänger Steve Harley ("Sebastian", "Make me smile"), einer der besten Liveacts aller Zeiten, führt das Singer-Songwriter-Festival am 8. und 9. November an. Schlagzeug-Zauberer Manu Katché, ein Stammgast im Opderschmelz, schaut am 16. November vorbei. Joshua Redman bringt am 28. Februar das Trondheim Jazz Orchestra mit.
Infos: www.opderschmelz.lu

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