Wittlich. Ein Superlativ ist immer eine zweischneidige Angelegenheit - man sollte vorsichtig damit umgehen. Nach dem Abend mit Roberta Gambarini beim Wittlicher Jazzclub ist jedoch die Gefahr groß, doch der Versuchung zu erliegen. Diese Frau hat alles, was einen Jazzabend zu einem Erlebnis macht, das man nicht so schnell vergleichen kann. Schon der Start in den Abend im Wittlicher Hotel Lindenhof war ein solches Ereignis. Ohne jede instrumentale Begleitung sang sie den Cole Porter Song "So in love" und hatte innerhalb von Sekunden ihr Publikum in seinen Bann gezogen. Ein traumhaftes Timbre, ein Farbenreichtum, bei dem die Fülle der Schattierungen offensichtlich keine Grenzen kennt. Die Gambarini ist eher klein von Gestalt, ihre Stimme aber steht dem diametral entgegen. Viele Prädikate, die ihr Instrument auszeichnen, würde man so mancher klassischen Sängerin wünschen. Angefangen bei einem nahezu wunderbaren, absolut natürlichen Tremolo, das sie genau so einsetzt, wie es Leopold Mozart immer gefordert hat: zur Betonung einzelner Noten und nicht als Dauerzustand. Die Gambarini war natürlich nicht alleine an den Mundwald gekommen. Ihr zur Seite stand mit Eric Gunnison am Flügel, Neil Swainson am Bass und dem Drummer Willie Jones III. ein exzellentes Trio, das mit seinem Können keinen Vergleich scheuen musste.

Bei allen Qualitäten aber stach besonders die subtile, dienende Art hervor, mit der die Instrumentalisten ihrer Frontfrau eine Plattform boten. Neben "So in love" standen noch andere Porter Songs auf dem Programm, etwa "Every time we say good bye" oder auch "Easy to love". Aber auch Kompositionen von Georges Gershwin oder Dave Brubeck sorgten dafür, dass man diesen Abend als ein besonderes Highlight in Erinnerung behalten wird.