Klezmers Techter erzählen von der Lust zu leben

Trier · Ihre überschwängliche und sympathische Spiel- und Lebensfreude ist ansteckend: Mit Bravo-Rufen haben die 70 Zuhörer im kleinen Saal der Trierer Tufa den Musikerinnen des Trios Klezmers Techter für ihren Auftritt gedankt.

 Ganz in ihrem Element (von links): Gabriela Kaufmann, Nina Hacker und Almut Schwab. TV-Foto: Ariane Arndt

Ganz in ihrem Element (von links): Gabriela Kaufmann, Nina Hacker und Almut Schwab. TV-Foto: Ariane Arndt

Trier. Wenn Klezmers Techter spielen, wähnt man sich zwischenzeitlich bei einem Hochzeitsfest unter ausgelassen feiernden Menschen. Das Trio übersetzt Geschichten in Musik, die Instrumente erzählen, kommunizieren miteinander. Klarinette und Akkordeon necken sich. Kontrabass und Akkordeon weben einen dichten Klangteppich für die beinah clownesken Extravaganzen der Klarinette, die in einem anderen Stück von einer feixend vor sich her trillernden Piccoloflöte in die zweite Reihe gedrängt wird. Die Motive spiegeln die Musikerinnen mit ihren Körpern, mit ihrer Mimik, sie werfen sich verschmitzte Blicke zu, lächeln, als lauschten sie einer lustigen Geschichte.
Faszinierend und facettenreich


Gabriela Kaufmann, Schülerin von Giora Feidman, setzt ihre (Bass-)Klarinette faszinierend facettenreich ein, lässt sie jauchzen, lallen, trillern, brummen, zieht Töne vorfreudig in die Länge, um dann mit den anderen in einen schnellen Tanz zu fallen. Nina Hacker spielt den konstanten, sanft oder swingend tönenden Kontrabass. Almut Schwab ist verantwortlich für die satten Akkordeon-Melodien wie für die teils lautmalerisch eingesetzte Querflöte und das dezente Klingen des Cimbalom, ein mit Klöppeln geschlagenes Saiteninstrument.
"Shoshanim" heißt das Programm, es ist das hebräische Wort für Rosen, wie Kaufmann erklärt und auf die ambivalente Symbolkraft hinweist: "Keine Rosen ohne Dornen." So vermitteln einige Stücke Sehnsucht und Wehmut bis zur tiefen Trauer, wie etwa jüdische Lieder aus der Zeit des Holocausts. Bei "Friling" ("Frühling") spielt das Akkordeon schmerzhaft sirrende Töne in den höchsten Registern, der Kontrabass kräftige, einsame Herzschläge. In der folgenden Melodie ist die ursprüngliche Lebensfreude motivisch nur noch wie ein Echo, eine Erinnerung, hörbar.
Eine Erinnerung eben an jene Leichtigkeit, die Klezmers Techter den größten Teil des Abends verbreiten: Sie experimentieren - immer respektvoll - mit traditionellen Melodien, spicken sie mit jazzigen Versatzstücken, folgen den fahrenden Musikern in den Orient und integrieren augenzwinkernd auch mal ein Zitat an den Mainzer Karneval. Ihre Musik wirkt wie eine ständige Aufforderung, das Leben - manchmal trotz aller Hindernisse - zu lieben und zu feiern. arn

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