Klirrende Kälte und lieblicher Frühling

Ein Cembalokonzert von Johann Sebastian Bach und der Zyklus "Die vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi hatte das Ensemble Concerto Tübingen im Reisegepäck für sein Konzert in der Stiftskirche St. Irminen. Zusammen mit dem Cembalisten Markus Stein und der Geigerin Nina Karmon ergab sich daraus ein restlos überzeugender Abend.

 Machte aus barocker Tonsprache ein nachvollziehbares Klanggemälde: Nina Karmon. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Machte aus barocker Tonsprache ein nachvollziehbares Klanggemälde: Nina Karmon. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) Es konnte einem ganz schön kalt werden, in der Stiftskirche St. Irminen, obwohl draußen strahlendster Sonnenschein herrschte. Zumindest beim Winter aus Antonio Vivaldis Konzertzyklus "Die Vier Jahreszeiten". Da herrschte klirrende Kälte, genauso, wie vorher drückende Hitze den Sommer bestimmte oder ganz zu Anfang der Frühling mit seiner Lieblichkeit das Geschehen bestimmte.Verantwortlich für das treffende Umsetzen der barocken Tonsprache in ein greifbares Klanggemälde war neben dem Streicherensemble aus der schwäbischen Universitätsstadt vor allem die Geigerin Nina Karmon. Technisch gesehen stellten die vier Violinkonzerte des venezianischen Meisters keine Hürde dar. Sie konnte sich ganz auf die Inhalte, auf die Affekte konzentrieren, die Vögel im Frühling jubilieren oder auch die Blitze des Sommers herniederschießen lassen. Die klangliche Farbpalette, die Karmon ihrem Instrument entlockte, schien grenzenlos zu sein. Dass sie dabei freie Hand für ihren künstlerischen Ausdruck hatte verdankte sie dem Konzertmeister Albert Boesen und dem souverän agierenden ersten Cellisten Felix Koch, die das Ensemble mit sicherer Hand führten und die Basis schufen, von der aus Karmon ihre zahlreichen Glanzpunkte setzen konnte.Den Anfang des Abends bildete ebenfalls ein Violinkonzert, allerdings in der Fassung für Cembalo und Orchester. Es war das Concerto D-Dur, BWV 1054, von Johann Sebastian Bach, mit Markus Stein als Solisten. Gegenüber der Originalfassung in E-Dur, BWV 1042, hat es dieses Konzert nicht leicht, zu bestehen. Es bedarf eines sehr sensiblen Solisten, der es versteht, den reizvollen, polyfonen Aspekten der Cembaloversion Raum zu geben. Perlend erhob sich Steins Part immer wieder aus dem Gesamtgeschehen heraus, zeugte von seiner Virtuosität, ohne die dem Werk innewohnende Intimität zu verletzen. Auch hier legte das Concerto Tübingen eine sichere Basis. Zwei überzeugende Solisten und ein sehr geschlossen wirkendes Ensemble, dessen äußerst präsentes Spiel sich durchweg auf sehr hohem technischen Niveau bewegte, sorgten für einen erlebnisreichen Abend, der mit langem und begeistertem Applaus bedacht wurde.

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