Konzert Glück mit der Fortuna

Saarburg · Die Kölner Indie-Band reist ohne Instrumente, aber bestens gelaunt nach Saarburg.

 Nach dem Regen bringen Fortuna Ehrenfeld „Frohsinn und Heiterkeit“ nach Saarburg, ganz unironisch.

Nach dem Regen bringen Fortuna Ehrenfeld „Frohsinn und Heiterkeit“ nach Saarburg, ganz unironisch.

Foto: Dirk Tenbrock

Glück? Muss man sich erarbeiten, heißt es landläufig. Im Zweifelsfall mit Sturheit und Gelassenheit. So erzählt der Frontmann der Kölner Kapelle Fortuna Ehrenfeld, Martin Bechler (Gitarre, Gesang, dass schon am Vorabend, genau wie am Samstagabend auf dem Gelände der ehemaligen französischen Garnison, Unwetter vorausgesagt waren, man aber stur geblieben sei und das Konzert – trocken – durchgezogen habe. Das feiern auch die gut 100 Zuschauer aus der gesamten Region und teilweise von weit her angereist, die den widrigen Umständen trotzen und von still über nachdenklich bis wild tanzend ihren Emotionen freien Lauf lassen.

Das freut die Band ganz ungemein, hatten sie doch ein weiteres Ungemach zu überwinden: In der Nacht zuvor war in den Tour-Bus eingebrochen worden, sämtliche Instrumente und Equipment wurden geklaut. Sie nehmen es mit Humor: „Wir wünschen den Kollegen viel Spaß damit!“ Dank guter Kontakte und des Organisationstalentes von Veranstalter Christof Kramp (Station K), konnte Ersatz, inklusive eines Schlagzeuges, beschafft werden.

Auch dieses Unglück bringt die Fortuna nicht aus der Ruhe, Improvisation ist eine Stärke der breit aufgestellten Band, außerdem wollen sie „Frohsinn und Heiterkeit“ bringen“, (fast) ganz unironisch. Sie lassen sich auf keinen Stil festlegen, machen Pop, Dub (wunderbar bei „Rückkehr zur Normalität“ vom neuen Album gleichen Namens) oder Elektro. Oft ist das tanzbar, viele textsichere, eingefleischte Fans machen das auch, oft aber auch nachdenklich („Die Durchnummerierten im Irish“ nur mit Klavierbegleitung zu Beginn). Wie das Leben so spielt, das ist das Thema fast aller Songs – annehmen, akzeptieren, wie es kommt, optimistisch bleiben.

Jenny Thiele (Keyboard/Gesang) singt mal sphärisch, mal voller Soul. Jannis Knüpfer am Schlagzeug sorgt für den nötigen Drive, alles perfekt aufeinander abgestimmt. Und Martin Bechler ist eine Erscheinung (auf der Bühne immer im Pyjama). Der große Kerl hat Charisma, reißt mit seiner Stimme – voll dunklem Timbre – Wunden auf und verschließt sie gleich wieder. Die Texte sind poe­tische Wortgebilde, eindringlich, nachdenkenswert: „Das ganze Universum fliegt uns um die Ohren und wer sich dabei ducken will, hat hier nichts verloren!“ Eine tolle, laue Sommernacht, weitab vom Mainstream.

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