KOLUMNE

Das hätte ich ja nie gedacht, dass ich mir wegen einer Familien-Ministerin mal so viel Ärger einhandele. Im Vertrauen: Es ist nämlich so, dass Sie mir sympathisch sind. So wie fast alle Quereinsteiger in der Politik.

Die haben zwar manchmal schräge Ideen und reden dummes Zeug, aber das ist allemal produktiver als das abgedroschene Gesülze der Polit-Profis. Aber wann immer ich auch nur einen Funken Sympathie für Sie äußere, schlägt mir geballte Empörung entgegen. Und zwar vor allem von Ihrer eigenen Klientel - schließlich sind Sie ja qua Amt auch Frauenministerin. Links oder rechts, berufstätig oder nicht: Sie werden es nicht glauben, Ihre Geschlechtsgenossinnen können Sie alle nicht leiden. Da macht man sich als Mann so seine Gedanken. Kann das sein, dass Sie beim "female benchmarking" einfach zu viel vorgelegt haben? Ärztin, Karriere-Politikerin, siebenfache Mama, dazu immer ein strahlendes Lächeln (ganz wie Papa Albrecht) und dann auch noch diese Fitnessstudio-Figur: Das ist einfach zu viel. Könnten Sie nicht ab und zu eine kleine Nervenkrise haben? Das eine oder andere Ihrer Kinder mal sitzen bleiben? Vielleicht wenigstens ein kleines Pölsterchen an der Hüfte? Eine Scheidung will man ja nicht direkt von Ihnen verlangen, obwohl, ehrlich gesagt, ein öffentlichkeitswirksames Verlassenwerden durch den Ehemann das ideale Mittel wäre, Ihre Mit-Frauen auf Ihre Seite zu ziehen. Was auch immer: Machen Sie irgendwas, was Sie in die Reihen der Irdischen zurückbringt und anderen Frauen das Gefühl gibt, neben Ihnen nicht ganz so alt auszusehen. Es ist nämlich so: Die haben nicht alle massenhaft dienstbare Geister zu Hause. Die müssen alles selber machen, sogar kochen. Echt! Und die verdienen auch nicht alle so gut, dass sie so viel von der Steuer absetzen können, dass man von der Ersparnis das Personal schon halb bezahlt kriegt. Wie, das wussten Sie alles nicht? Macht nix. Auch im Amt kann man noch dazulernen. Dieter Lintz

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