Komische Anekdoten über viele Fettnäpfchen

"Ich bin gespannt wie gekochtes Gemüse", unter diesem Titel hat die durch ihre Anmoderationen der Harald-Schmidt-Show bekannte Nathalie Licard in der Tufa Trier Amüsantes über ihr Leben als Französin in Deutschland zum Besten gegeben.

Trier. Von deutsch-orientalischen Kabarettisten erwartet man schon fast, dass sie den Aufeinanderprall von Kulturen zum Thema machen, aber von kerneuropäischen? Gäbe etwa die Begegnung zwischen französischen und deutschen Nachbarn genug Stoff für einen unterhaltsamen Abend her?
Ja! Das beweist Nathalie Licard im ausverkauften kleinen Saal der Tufa Trier. Thema ist ihre Biografie, beginnend mit dem Zeitpunkt, da sie als 30-jährige ohne Deutsch- und mit rudimentären Englischkenntnissen zu ihrem Freund nach Köln zieht.
Neben Kultur-Schock-Erlebnissen wie Männern mit weißem T-Shirt unterm Hemd, Curry-Wurst oder Supermärkten ohne Fischabteilung sind sprachliche Gräben zu überwinden, etwa trennbare Verben - "völlig obskuren grammatischen Regeln unterliegende linguistische Missbildungen". Deutsche könnten sich beim Reden nicht spontan unterbrechen wie Franzosen, weil sie der richtigen Bedeutung halber immer warten müssten, bis der Rest vom Verb wieder auftauche," erklärt sie am Beispielsatz: "Dann bringe ich dich bei meinen Eltern um / ... bringe ich dich bei meinen Eltern mit".
Fallen genug also für eine Französin, "um zu machen diverse Schnitzel". Die aber sorgen für komische Anekdoten, die Licard mit starkem Akzent und gewinnendem Charme präsentiert: Als sie nach einer Zeit des Mädchen-für-alles-Daseins im Studio der Harald-Schmidt-Show in die Telefonzentrale gesetzt wird, verweigert sie Günter Jauch Ehrengastkarten, weil sie seinen Namen als "Lauch" versteht. Doch dank Harald Schmidt kann sie ihre sprachlichen Unzulänglichkeiten zum Markenzeichen und sich selbst als "eine von die lustige Fach" kultivieren - er schickt sie zu Interviews mit berühmten Filmstars wie Woody Allen oder Will Smith. Die gewaltigen Irritationen, die sie dort mit merkwürdigen und missverständlichen Fragen auslöst, zeigt sie auf Filmausschnitten, die schallendes Gelächter ernten.
Licards Abend in der Tufa endet nicht nur mit einer lustigen Würdigung deutscher Sprachschönheit, sondern auch einer nachdenklichen Botschaft. Verpackt in eine Kindheitsanekdote um den Zuzug einer deutschen Familie in ihr französisches Dorf, macht sie deutlich, dass die Bereitschaft, andere in ihrer ureigenen Art kennenlernen zu wollen, sogar die Gräben einer historischen Erzfeindschaft überwinden kann. ae

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