Komplex, dicht, spannend

Trier · Auf Einladung des Jazzclubs Wittlich hat die Band um den Kölner Jazzgitarristen und Komponisten Norbert Scholly vor 80 Zuschauern in Wittlich ihr neues Album "Dreams, Drums and Drones" vorgestellt. Es war ein Abend, der mit seiner Spannung, Dynamik und Virtuosität restlos begeisterte.

 Norbert Scholly ist ein Saitenvirtuose mit Gespür für außergewöhnliche Kompositionen. TV-Foto: Anke Emmerling

Norbert Scholly ist ein Saitenvirtuose mit Gespür für außergewöhnliche Kompositionen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Komplex, aufwühlend, hochdynamisch, intensiv - das sind Vokabeln, die sich beim Konzert der Norbert Scholly Group im Hotel Lindenhof in Wittlich geradezu aufdrängen. Norbert Scholly hat mit Rainer Böhm am Piano, Benjamin Garcia Alonso am Bass und Bodek Janke am Schlagzeug begnadete und extrem engagierte junge Musiker um sich geschart. Mit ihnen startet er einen feurigen Ritt durch persönliche musikalische Vorlieben, die er als spannende Kompositionen auf sein neues Album gebannt hat.
"Stepping Inside" heißt der erste Titel, und der lässt gleich ein Faible für Melodien und Themen erkennen, die durch geheimnisvoll-exotische Schönheit berühren. Scholly hat sich in verschiedenen Projekten mit Musik aus dem Balkan, aber auch aus Indien beschäftigt, und es scheint, als habe er ausgerechnet dort kraftvolle Ausdrucksmittel für die westlich-romantische Einstellung gefunden, Innerlichkeit nach außen zu tragen. Beleg dafür ist auch das Titelstück "Dreams, Drums and Drones", das Träume und Befindlichkeiten zudem mit rhythmischer Wucht herausschleudert.
In allen Stücken spielt das perkussive Element eine Hauptrolle, sei es in vertrackten Rhythmen, die zuweilen im für westliche Ohren ungewohntem 14/8 Takt daherkommen, oder auch in der Spielweise der Musiker. Es gibt kaum Soli der einzelnen Instrumente, vielmehr laufen die virtuosen Linien aller parallel nebeneinander her. Hervorragende Präsenz entwickelt dabei neben dem fast besessen spielenden Scholly Rainer Böhm mit grandioser Ausdruckskraft und wirbelnder Flinkheit am Piano. Beide sorgen für die wenigen intimen Momenten des Abends, wenn sie in Dialoge von kammermusikalischer Intensität eintreten.
Für Furore sorgt Bodek Janke als Tausendsassa an Schlagzeug und Perkussionsinstrumenten. Der 33-jährige Spross einer Musikerfamilie, vielfach ausgezeichnet und auch in Sachen Weltmusik sehr gefragt, sorgt mit kreativen Impulsen maßgeblich für spannende Dramatik. Und dafür, dass man ihn genau wie diesen außergewöhnlichen Konzertabend in Erinnerung behält. ae

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