Kabarett Beikircher begeistert Besucher

Trier · Einen Parforceritt durch sein Leben bietet der Kabarettist in der Tufa.

 Kabarett und rheinisch-internationale Sprachkunst: Konrad Beikircher in der Tufa.

Kabarett und rheinisch-internationale Sprachkunst: Konrad Beikircher in der Tufa.

Foto: Dirk Tenbrock

Er war schon etliche Male hier in der Trierer Tuchfabrik (Tufa) – und er kennt sich aus: Das Moselfränkische ist ihm ebenso vertraut wie die Sehenswürdigkeiten und das Nachbarland Luxemburg, aber auch die Kämpfe um den Erhalt des Dreisparten-Theaters in Trier sind ihm wohlvertraut. Und der Bonner Kabarettist Konrad Beikircher nutzt das, baut es in seine Geschichten und deren Pointen ein und gewinnt – nicht nur – so die Herzen des über 150-köpfigen Publikums im großen Saal im Sturm. Der gebürtige Südtiroler und seit Jahrzehnten perfekt assimilierte Rheinländer kennt und lebt die rheinische Seele, die „Zücholorie (er ist selbst studierter Psychologe und hat im Strafvollzug gearbeitet) und vor allem den speziellen Humor im Sinne von: „Ich han se nit verjesse, ich han nur nit dran jedaach.“ Sein Programm „400 Jahre Beikircher“ bietet einen verschlungenen, wilden Ritt durch die europäischen Regionen inklusive der Dialekte und des speziellen Humors vom Sauerland bis Südtirol. Atemlos lauscht das Publikum der One-Man-Show ohne Requisiten, sein verschmitzter Blick über den Brillenrand ist schon legendär. Es ist die „ältere Generation“, die da sitzt, er selbst ist ja auch schon über 70, sprüht jedoch vor Energie. Er lebt von der Beobachtung der Leute „auf der Straße“, er schaut ihnen aufs Maul. Seine Witze haben teilweise einen Bart wie Methusalem, aber sie zünden noch immer. Nicht immer hundertprozentig politisch korrekt, aber eben auch nicht plattgebügelt. Ein Brüller seine Geschichten von einer Wallfahrt der Inkontinenten ins Frankenland oder von zwei Chinesen beim Bonner Metzger. Der Humor kommt manchmal etwas flach daher, ist aber von großer Menschenliebe erfüllt, vor allem liebt er die Simplizität des Rheinländer: „Et hätt noch immer jot jejange.“ Der mehrsprachige Künstler versucht nicht wirklich erfolgreich seine Bildung und Intelligenz zu verbergen, die Zeichnungen seiner Typen und Dialekte sind mit dem feinen Pinsel angelegt. Schon zur Pause sagt eine Dame: „Wir haben schon viel gelacht“, donnernder Applaus zum Abschluss.

Bis bald, Herr Beikircher!

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