Porta-hoch-drei-Festival Kontra K begeistert mit flachen Texten

Trier · Dröhnende Durchhalteparolen und homogen flache Songtexte prägen das zweite Konzert der Porta-hoch-drei-Open Air-Konzertreihe. Vergangenen Freitag stürmte der Berliner Rapper Kontra K die Bühne.

 Rapper Kontra K erreicht mit seinen Texten das Publikum.

Rapper Kontra K erreicht mit seinen Texten das Publikum.

Foto: TV/Clemens Sarholz

Knapp 3000 Leute stehen auf dem Vorplatz der Porta Nigra. Das Konzert ist ausverkauft. Das Bühnenbild ist durch einen weißen Vorhang verdeckt. Der Beat beginnt. Smartphones schnellen in die Luft. Der Vorhang fällt. Schrille weibliche Schreie schallen durch die Luft. Kontra K ballert durch. Seine Stimme ist für Rap geeignet, und sein Flow trifft den Beat. Über die Texte lässt sich streiten.

Kontra K, der mit bürgerlichem Namen Maximilian Diehn heißt, performt mit nahezu unbändiger Energie das Eröffnungsstück „Oder nicht“. Die ersten Zeilen: „Wie oft hab ich Schläge weggesteckt, bei denen ihr dachtet ich kipp aus den Latschen, aber steh noch kerzengerade, oder nicht?“ Das bringt den Subtilitätsgrad seiner Lieder schon ganz gut auf den Punkt. Kontra Ks immer wiederkehrende Motive, Durchhalten und Kämpfen, erreichen das junge Auditorium. Er selbst ist Fitnesssportler und Amateurboxer.

Wer nichts anderes möchte, als andere zu motivieren, ihren Lebensalltag zu bewältigen, der kann so falsch nicht sein. Sein siebtes Studioalbum „Erde und Knochen“ stieg auf Platz eins der deutschen Charts ein.

Die ersten zwei Lieder sind verklungen, da legt er sein Hemd ab. Er steht im weißen Feinrippshirt da, und die weibliche Zuhörerschaft rastet noch einmal aus. Ein Vollblutsportler. Diejenigen, die Bier trinken sind „Sünder“. Er grinst mit bubenhaftem Charme.

Kommen wir wieder zurück zu seinen Botschaften: Loyal sein ist ein Wert, der ihm viel bedeutet. So steht es auch auf seinen Merchandise-T-Shirts. Seine Jungs aus Berlin, seiner Heimat, würden ihm gewiss die Treue schwören, so wie er auch seinen Freunden die Treue hält. Die Band hat er bei all der Loyalität vergessen vorzustellen. „Hat er eigentlich mal seine Band vorgestellt?“ Eine 16-Jährige schaut ein wenig verdutzt. „Näää, aber darum geht es doch auch gar nicht!“ „Worum geht es denn?“ Schweigen. Die Musiker, die Herrn Diehn den Rücken stärken, sind übrigens sehr gut.

Kontra Ks Attitüde? Ein ganz harter Berliner Junge, der erwachsen und reif geworden ist, aber seine Herkunft nicht vergessen hat, bei all dem Fame. Er wird in zwei Wochen 31 Jahre alt. Ihm sei es wichtig, authentisch zu bleiben, sagte er in einem Interview mit HipHop.de.

Das erste Drittel des Konzerts ist vorbei. Jetzt zieht er sein Shirt aus. Halbnackt steht er nun auf der Bühne. Sein Oberkörper ist trainiert. Und die Mädels drehen durch. „Oh mein Gott, gib mir nur eine Nacht mit ihm“, schreit eine junge Frau von der Seite ihren Freunden zu. „Der ist ja sooo heiß“, klingt es von der anderen Seite.

„Jetzt tut mal alle eure Handys in die Taschen, kein Instagram, kein Facebook, gar nichts. Was jetzt kommt, davon müsst ihr euren Freunden dann erzählen, so wie im echten Leben!“ Die Menschen folgen. Er rappt „Fame“: „Ich hoffe, du wirst niemals Fame. Denn erst dann merkst du, was wirklich fehlt. Du bist weg, auf nie Wiedersehen. Dein Leben wird uns nur von Bildern erzählt.“ Seine Fans verehren ihn für solche Zeilen. Er hat sie fest im Griff.

Ein paar Minuten später greift er zum Selfiestick und macht Videos von sich beim Rappen. Im Hintergrund das Publikum. Ob es auf Facebook landen wird? Ja. Er hat es hochgeladen „Aaaaalter Trier !!!! Daaaaankeeeeee!!!!!“, schreibt er darüber. Es gibt auch ein anderes Video. „Heute in Kiel“ (sein nächstes Konzert ist dort) steht da. Zu sehen ist die Trier Tourismus Information, verehrende Fans auf dem Vorplatz der Porta Nigra schwenken die Arme von rechts nach links. Kein einziges Handy ist zu sehen. Es klingen die Zeilen: „Dein Leben wird uns nur von Bildern erzählt.“

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