KONZERT: Der gute Ville zählt

LUXEMBURG. Teenies, Banker, Metal-Fans, Halbglatzenträger und Solariums-Anbeter aller Länder - vereinigt euch: Die Finnen "HIM" beweisen vor 1200 Zuschauern im Luxemburger "Atelier", dass Zielgruppen manchmal nur in den Köpfen von Werbern existieren.

Die vier, fünf Teenies auf der Empore des "Ateliers" haben den Laden voll im Griff. Die Männer drehen sich um nach ihnen, schauen hoch, reihenweise. Und dass, obwohl vorne die Musik spielt. Sie haben Angst. Im Minutentakt schreien die Mädchen: "Suomi, Suomi", winken dabei mit einem Finnland-Fähnchen, wahlweise quietschen sie auch "Ville, Ville" - alles in Frequenzen, die für Ohren kaum gesund sein können. Und alles adressiert an einen Mann, der das krasse Gegenteil der Teenies ist: Ville Valo, Sänger der finnischen Kombo "HIM", macht keinen hysterischen Eindruck, eher relaxt. Ville ist ein Frauenschwarm, auch wenn er Ozzy Osbourne optisch langsam näher rückt als Jim Morrison. Macht aber nichts: Er hat Charisma, und mit Sexsymbolen kennt er sich als ehemaliger Helfer im väterlichen Sexshop ohnehin bestens aus. Ville schmachtet tieftönend ins Mikro, intoniert kleine Geschichten über Liebe, Leid und Leere, während seine bestens eingespielte Band mit Metalgitarren und dröhnendem Bass ein bisschen Licht in die gedankliche Dunkelheit bringt. Eingängig, leicht morbide, ohne gleich nach Grab zu riechen - ein bisschen Fisch, ein bisschen Fleisch: Das hat die Finnen spätestens seit "Join Me" (1999) zu Platin-Stars gemacht. In Luxemburg zeigen "His Infernal Majesty" (etwa: "Seine teuflische Majestät"), dass ihre Hölle nicht jeden kalt lässt: "Join Me" oder "She'll be (Right here in Arms") gibts gleich zu Beginn, dazu neue Stücke vom wieder härteren Album "Love Metal". Auf der Empore wird gejauchzt, unten getanzt. Was will man mehr.

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