Konzert in der Philharmonie: Gute Solisten, vertane Chancen

Luxemburg · Ein hervorragender Cellist, ein Orchestre Philharmonique mit prächtigen Holzbläsern, ein Dirigent, der die Klangportionen in Dvoráks Cellokonzert sorgfältig austarierte: Da stimmte alles. Leider löste der zweite Teil des Konzerts in der Philharmonie nicht ein, was der erste versprach.

Luxemburg. Die Solisten setzen ein, und man horcht auf. Maximilian Hornung spielt Dvoráks heikles Cellokonzert mit einer Souveränität, einer Präsenz und Deutlichkeit, die schlichtweg bestechen. Bei diesem jungen Cellisten klingt alles, fast alles jedenfalls, leicht, überlegen, mühelos - etwa die schwierigen Doppelgriff-Passagen, zu denen der Komponist eine erleichterte Version anbietet (die Hornung aber selbstverständlich nicht spielt).
Mag sein, dass andere Cellisten die Liedlyrik im langsamen Satz tiefer, inniger ausspielen. Aber Hornung bleibt auch in solchen Partien unübertrefflich präsent und steht mit den prächtigen Holzbläsern des Orchestre Philharmonique in engem Kontakt.
Dirigent Nikolaj Znaider feilt vor 1050 Besuchern die Klangbalance sogfältig aus. Und dann entfalten sie nicht nur die klassisch-romantische Tradition in diesem Konzert, sondern mehr: Die ganz neuen, fast schon impressionistischen Klangmischungen - das obskure Helldunkel, das Dvorák in seinen späten Sinfonischen Dichtungen und der Oper "Rusalka" dann so eindringlich beschwört.
Leider hält der zweite Teil des Konzerts nicht, was der erste versprochen hat. Nikolaj Znaider trimmt Tschaikowskys Erste auf "groß". Dabei hätte schon die vergleichsweise kleine Bläserbesetzung in der Partitur vorsichtig machen müssen - Posaunen und Tuba kommen erst im Finale dazu.
Znaider dagegen greift bei den Streichern zur Maximalbesetzung des Orchesters, und der übergroße Apparat übertönt nicht nur das Unfertige in dieser Sinfonie, sondern auch ihren Ideenreichtum - die Frische der melodischen Erfindung, den leichthändigen Kontrapunkt, den hellen, beweglichen Orchesterklang. Der Streichersatz bleibt schwerfällig, oft zu laut, und bei den heiklen Fugati im Finale kommt man über respektable Näherungswerte nicht hinaus. Eine verschenkte Chance. Schade nach dem verheißungsvollen Start. mö

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