Konzerthaus und Orchester vereint

Zum ersten Mal stellten Philharmonie Luxemburg und Orchestre Philharmonique einen gemeinsamen Jahresspielplan vor. Das Programm für 2012/13 hat von der Fusion beider Institutionen ganz offensichtlich profitiert.

 Einer der Stars der nächsten Saison: Die kanadische Starsopranistin Measha Brueggergosmann kommt am 21. November in die Philharmonie. Foto: Paul Elledge/Deutsche Grammophon

Einer der Stars der nächsten Saison: Die kanadische Starsopranistin Measha Brueggergosmann kommt am 21. November in die Philharmonie. Foto: Paul Elledge/Deutsche Grammophon

Luxemburg. Einträchtig prangen auf dem neuen Logo die Signets von Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) und Philharmonie nebeneinander. Beide Institutionen gehen sozusagen Hand in Hand in die neue Spielzeit.
Auf der Programm-Pressekonferenz gab Luxemburgs Kulturministerin Octavie Modert der Vereinigung denn auch ihren regierungsamtlichen Segen. Die Fusion sichere die Existenz beider Einrichtungen und stärke die Position des Orchesters im internationalen Musikleben.
Sandkorn in der Muschel


In den Chor der Gratulanten, der sich vor allem aus den scheidenden Vorstandsmitgliedern Jean Hoss und Damien Wigny zusammensetzte, streute nur Emmanuel Krivine einige Moll-Akkorde ein. Der OPL-Chefdirigent, der nebenbei beklagte, dass er in die Fusionsgespräche erst spät einbezogen wurde, verglich hintergründig das Konzerthaus mit einer Muschel und das OPL mit dem Sandkorn, das die Entstehung der Perle auslöst. Was bedeutete: Ohne weitere Öffnung zum nationalen Musikleben komme die Philharmonie nicht aus. Das bleibe deren Bringschuld.
Die Neuordnung der Verhältnisse auf dem Kirchberg schlägt sich deutlich im Jahresprogramm nieder. Während des bisher auf den ersten Seiten mit den "Grands Orchestres" prunkte, steht jetzt das OPL obenan. Unter Federführung von Stefan Rosu hat die Orchesterdirektion zudem die Strukturen gründlich glattgezogen

Besucher dürfen sich jetzt auf vier profilstarke Reihen freuen. Wobei sich die siebenteiligen "Grands rendez-vous" an Traditionshörer richten. Vier Konzerte präsentieren unter dem Motto "OPL-Aventure+" einen Mix aus Tradition und Moderne und locken überdies nach Konzertende mit weltmusikalischen Preziosen. Im vierteiligen Zyklus "Festconcerten" setzt große Musik an Feiertagen einen ästhetischen Kontrapunkt zum Festtagsbraten - immerhin stehen Stücke wie Mendelssohns "Paulus" im Angebot.
Von Brahms bis Jarreau


Drei Sonntagvormittage werden mit Vorklassik und orchestereigenen Solisten belegt - eine Luxemburger Version der Trierer Reihe "Klassik um elf", allerdings mit renommierten Gastdirigenten wie Frans Brüggen. Im Vergleich zum erneuerten OPL-Konzept scheint die immerwährende Qualität im Philharmonie-Programm zu verblassen. Zu Unrecht, wie sich an markanten Details offenbarte, die Matthias Naske im Geschwindschritt vorführte. Der Philharmonie-Generaldirektor richtete den Aufmerksamkeits-Fokus auf die Brahms- und Szymanowski-Zyklen mit dem russischen Dirigenten Valery Gergiev, auf Al Jarreau, Cecilia Bartoli, die Dirigenten Herbert Blomstedt und Andris Nelsons und landete bei "sympathischen Kuriositäten" wie der kleinen Reihe "2x hören" - Szymanowski und Cage, jeweils ein Werk zweimal aufgeführt mit fachlichen Erläuterungen in der Pause.
Erfolg trotz Krise


Trotz Krise war das Jahr 2011 ein Erfolg. Zu den Veranstaltungen von Philharmonie und OPL kamen 158 972 Besucher, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Deutsche Gäste sind mit stolzen 17, 7 Prozent dabei, das macht immerhin mehr als 28 000 Besuche.
Bei aller Freundschaft - ganz gibt das OPL übrigens die Eigenständigkeit nicht auf. Es wird seine zahlreichen Aktivitäten außerhalb der Philharmonie Ende Juni vorstellen.Extra

Einige Höhepunkte des Programms: London Symphony Orchestra, 9. Oktober, Diana Krall, 21. Oktober; Sonny Rollins Band, 8. November; Nigel Kennedy, 18. November; Cecilia Bartoli, "Liaisons dangereuses" mit dem Kammerorchester Basel, 20. November; Mnozil Brass, 13. Januar 2013; Gabriela Montero, 27. Februar; German Brass, 18. April; Hélène Grimaud, 23. April, Max Raabe & Palast Orchester, 24. April; Bugge Wesseltoft, 7. Juni. hpl

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