Krach mit Niveau

Trier · Das lauteste Duo der Region - und eines der kreativsten dazu: Der manchmal frickelige, oft brachiale Noise-Rock von Monopeople ist zum Nebenbeihören denkbar ungeeignet. Die Trierer Band sorgt mit ihrem aufregend virtuosen "Krach" (Eigendarstellung!) nicht nur in der lokalen Musikerszene für Aufruhr.

 Licht an: Johannes Koster und Tim Wollmann – alias Monopeople – halten nicht viel von klassischen Bandfotos. Foto: Monopeople

Licht an: Johannes Koster und Tim Wollmann – alias Monopeople – halten nicht viel von klassischen Bandfotos. Foto: Monopeople

Trier. "Geh\' doch nach Berlin!" So hieß mal ein kleiner Hit von Angelika Express. Halb wehmütig, halb angezickt. Denn das dicke B kann bitterböse sein - zumindest seine frisch emigrierte frühere Kleinstadt-Bohème. Wenn dann eine unbekannte Band aus der Provinz ankommt, schlimmstenfalls aus dem eigenen Heimatdorf, gibt es im nettesten Fall Ignoranz zurück. Das ist ein ziemlich wundgelegenes Klischee, stimmt. Aber meistens passt es. So hatten Monopeople keine baumhohen Erwartungen vor ihrer Berlin-Premiere. Dass der kranke Noiserock-Jazzcore-Krawall von Basser Tim Wollmann und Schlagzeuger Johannes Koster live wunderbar funktioniert, das haben die beiden Trierer schon bei ihrem ersten Auftritt bei "Bunker bebt" im Januar 2011 im Exhaus demonstriert, keine drei Monate nach der Bandgründung.
Inzwischen folgten Dutzende weitere Konzerte. Aber Berlin, der Auftritt beim Trash-Fest, der bleibt hängen. "Das war das mit Abstand krasseste Konzert", sagt Tim. Zum einen wegen der Umstände: Ein Auftritt im fünften Stock eines Altbaus ("Es gab keinen Aufzug. Wir mussten den ganzen Kram die Treppen hochschleppen."). Statt wie geplant gegen 23 Uhr spielte Monopeople gegen 3 Uhr morgens, umringt vom Wahnsinn, später musste wegen eines Brandes noch die Feuerwehr anrücken. "Aber das war einfach eine Mega-Party", erinnert sich Johannes. "Es war fantastisch, wie die Leute bei unserem Krach abgegangen sind."
Als "Krach" bezeichnet er die Musik von Monopeople gerne mal. Das stimmt höchstens zur Hälfte. Okay: Wenn man nicht zuhört, ist die Musik zumindest mal anstrengend. Einerseits gibt es sicher weit und breit keine andere Band, die zu zweit einen solchen Höllenlärm macht wie Monopeople bei den Konzerten: Johannes peitscht die Felle und Becken, als gäbe es kein Morgen. Inzwischen übernimmt er noch den Gesang, eine Herausforderung. "Gleichzeitig singen und spielen - das ist verdammt anstrengend!"
Andererseits ist die Musik von Monopeople oft vertrackt und frickelig, sowohl rhythmisch als auch melodisch extrem anspruchsvoll - was man sonst eben nicht "Krach" nennen würde. Brachial und filigran passen normalerweise nicht in einen Satz. Bei Monopeople aber schon.
Ganz so experimentell wie in den ersten Monaten der Bandgeschichte gehen die Trierer nicht mehr an die Arbeit: "Die neuen Sachen sind viel straighter. Als wir begonnen haben, haben wir live einfach drauflos gespielt", sagt Tim. "Da waren nur Anfang und Ende des Stücks klar."
Monopeople machen gerade den nächsten Schritt: Die beiden arbeiteten in Berlin im Studio mit Produzent Simon Jäger, der auch am neuen Album von Blackmail maßgeblich beteiligt war. Kontakte zu den Koblenzern gibt es einige: So spielte Johannes Koster im vergangenen Sommer als Studiomusiker alle Schlagzeug-Parts auf dem Blackmail-Album ein, Monopeople war auch bereits als Support für die Alternative-Größen dabei. Blackmail nimmt die Trierer zudem im März und April mit auf Tour. Nur Berlin steht bisher für Mono people noch nicht auf der "Motormann"-Tourplanung. Das kommt sicher noch. "Geh\' doch nach Berlin" ist für die beiden jedenfalls keine Drohung mehr. Eher eine gute Idee - zumindest für Shows und Aufnahmen.
Extra

In der regionalen Szene passiert einiges: Mit Spannung erwartet wird das zweite Album von Triers geliebtesten Indie-Punks Love A ("Irgendwie" erscheint am 13. April), die ebenfalls auf Deutschland-Tour gehen. Die Release-Party steht am 19. April im Exhaus Trier an. +++ Ein neues Album am Start haben auch die Shanes - Road Warrior erscheint am 26. April. +++ Osnabrück, Berlin, München, Trier - die Orte stehen neben weiteren Konzerten bei Monoshoque (Trier/Eifel) auf der Liste. Sie begleiten "Heisskalt" auf Deutschland-Tour (12. April, Exhaus). +++ Vorfreudig geht\\'s auch bei We Arms zu (Indiepop, Trier und Mittelmosel): Die Band wird beim Maifeld-Derby in Mannheim auftreten (31. Mai - 2. Juni, unter anderem mit The Notwist, Sophie Hunger, Thees Uhlmann). +++ Kurz vor der Studioproduktion des von Fans finanzierten Debütalbums steht zudem vandermeer (Trier). AF

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort