Künstler und Zeitzeugen antworten auf Fremdenfeindlichkeit

(dpa/aheu) "Engstirnige Individuen nutzen das Einflößen von Angst häufig dazu, Extremismus und fanatisches Verhalten zu rechtfertigen." Der dies schreibt, warnt keineswegs vor Terroristen, vor dem IS oder vor Nazis.

Asghar Farhadi ist ein international ausgezeichneter iranischer Filmemacher, der für seinen Streifen "The Salesman" in der Kategorie bester ausländischer Film für den Oscar nominiert ist. Er hatte für seinen Film "Nader und Simin - Eine Trennung" 2011 den Goldenen Bären der Berlinale und 2012 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen. Farhadi hat seine Teilnahme an der Oscar-Verleihung nun abgesagt - aus Protest gegen den von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisebann für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern. Viele Kollegen unterstützen Farhadi, der eine Sondererlaubnis zu Einreise in die USA ablehnt. "Das Einreiseverbot ist ein Makel, und es ist unamerikanisch", sagte Julia Louis-Dreyfus, die in Los Angeles den Preis als beste Schauspielerin in einer Comedy-Serie erhielt. Sie erinnerte daran, dass ihr Vater ein Flüchtling aus dem von den Nationalsozialisten besetzten Frankreich gewesen sei. Damit macht sie im Kleinen das, was sich im Großen das Haus der Geschichte in Bonn vorgenommen hat. Um die Quellen der Erinnerung nicht versiegen zu lassen, erarbeitet das Museum eine riesige Zeitzeugen-Datenbank. Interviews mit Erinnerungen an den Holocaust, an das Leben im geteilten Deutschland oder die Wiedervereinigung sind nämlich teilweise in so schlechtem Zustand, dass sie dringend aufgearbeitet werden müssen. "Es ist ein Stück weit Grundlagenarbeit", beschreibt Stiftungspräsident Hans Walter Hütter die Aufgabe. In die Datenbank kommen Tausende Interviews, zum Beispiel mit Altkanzler Helmut Schmidt, den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog oder dem Fußballidol Uwe Seeler. Auch gibt der vor der Auflösung stehende Verein Gedächtnis der Nation, den die Journalisten Guido Knopp und Hans-Ulrich Jörges vor mehr als zehn Jahren gegründet hatten, seine1000 Interviews zur deutschen Geschichte dazu. Historische Beispiele für Engstirnigkeit und fanatisches Verhalten finden sich hier auch genug. Aber die hat Trump gar nicht mehr nötig.

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