Kult-Fernsehserie "Twin Peaks" kehrt nach 25 Jahren zurück

Trier · Rückkehr einer Kultserie: Nach Kyle MacLachlan, der erneut in die Rolle des FBI-Agenten Dale Cooper schlüpfen will, haben weitere Darsteller für eine dritte Staffel von "Twin Peaks" zugesagt. Die Fortsetzung der Serie, die die Zuschauer vor 25 Jahren in ihren Bann zog, nimmt Gestalt an.

Trier. Als im Juni 1991 die letzte Folge "Twin Peaks" über die Bildschirme flimmerte, gab Sheryl Lee in ihrer Rolle als Laura Palmer ein Versprechen. "Ich werde Sie in 25 Jahren wiedersehen", entgegnete sie dem von Kyle Mac Lachlan gespielten FBI-Agenten Dale Cooper und sprach damit indirekt zum Publikum. Nach nur zwei Staffeln war für den Bundesbeamten mit einer Vorliebe für Kirschkuchen und "verdammt guten Kaffee" Schluss. Der US-Sender ABC stellte "Twin Peaks" ein. Die Geschichte um den mysteriösen Mord an der Schülerin Laura Palmer in der fiktiven US-Kleinstadt Twin Peaks, hinter deren idyllischer Fassade sich ein Netz aus Sex, Gewalt und Intrigen verbarg, blieb unvollendet.Versprechen eingelöst


2014 ließ der Sender Showtime die Fanherzen höher schlagen. Er kündigte an, "Twin Peaks" 2016, genau 25 Jahre nach dem vorzeitigen Ende, neu aufzulegen. Vor wenigen Tagen löste Sheryl Lee ihr Versprechen ein. In einem Video auf der Internetplattform Instagram gab Lee gemeinsam mit Dana Ashbrook, der Laura Palmers Freund Bobby Briggs spielte, ihre Beteiligung an der dritten Staffel bekannt.
Prompt schossen die Spekulationen durch die Decke. Neben Kyle MacLachlan, der bereits im Oktober seine Mitarbeit zugesagt hatte, setzen die Fans auch auf Sherilyn Fenn, die Audrey, die Tochter eines Hotelbesitzers, verkörperte. Die begründete Hoffnung auf deren Rückkehr nährt zumindest eine Aussage Ashbrooks im Video.
Viel schwerer dürfte jedoch die Tatsache wiegen, dass mit David Lynch und Mark Frost erneut die kreativen Köpfe des Originals mit an Bord sind. Laut Showtime wird es neun Folgen geben, alle von Lynch und Frost produziert und geschrieben. Lynch soll Regie führen.
Um den Kultregisseur, der mit seinen alptraumhaften Visionen von "Eraserhead" (1977) über "Blue Velvet" (1986) bis "Mulholland Drive" (2001) bereits zu Lebzeiten Filmgeschichte geschrieben hat, ist es zuletzt still geworden. Sein letzter Kinofilm liegt neun Jahre zurück. Lynch machte mehr durch öffentliches Werben für eine spezielle Meditationstechnik als durch gute Unterhaltung auf sich aufmerksam. Eine dritte Staffel "Twin Peaks" könnte neben den Darstellern - von denen außer Kyle MacLachlan nach dem Ende der Serie so gut wie keiner von sich reden machte - auch für den Regisseur einen Neustart bedeuten.
Ob Lynch und Frost den gewachsenen Ansprüchen ans vielgepriesene US-amerikanische Qualitätsfernsehen gerecht werden, bleibt abzuwarten. Die Chancen stehen gut. Immerhin war "Twin Peaks" Anfang der 1990er so anders als alles, was der Zuschauer bis dato gewohnt war. Serien wie "Picket Fences (1992 bis 1996), "Akte X" (1993 bis 2002) oder "Lost" (2004 bis 2010) hätte es ohne "Twin Peaks" vermutlich nie gegeben. Lynch und Frost leisteten inhaltlich und formal Pionierarbeit. Statt die Handlung in einer Folge abzuschließen, erzählten sie ihren Krimi über eine komplette Staffel hinweg. Die zahlreichen Nebenhandlungen überhöhten sie immer wieder ironisch mit Elementen aus klassischen Seifenopern, fügten außerdem Elemente aus Mystery- und Horrorfilm hinzu.
Was die Fans weltweit kultisch verehren, sind jedoch in erster Linie die skurrilen Charaktere. Allen voran Dale Cooper (Kyle McLachlan), den exzentrischen FBI-Agenten, der bei seinen Ermittlungen mehr auf Intuition und Eingebungen aus Träumen als auf Logik setzt.
Gepaart mit einem mysteriösen bis surrealen Inhalt und einer verstörenden (audio-)visuellen Vermittlung lässt "Twin Peaks" die Zuschauer noch heute perplex, aber fasziniert vor dem Fernseher zurück. Vor allem, weil die Geschichte zwar jede Menge Interpretationsspielraum zulässt, sich einer klaren Auflösung jedoch konsequent verweigert.
Ob sich dieser Kult ein Vierteljahrhundert später reproduzieren lässt, ist fraglich. Den Fans ist\'s egal. Die hoffen jetzt schon auf verdammt guten und keinen schlecht aufgewärmten Kaffee.

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