Kult-Fotograf mit Kult-Kamera

Ein Fotoereignis der Extraklasse: Die Galerie "Am Tunnel" der Luxemburger Staatsbank zeigt in einer riesigen Bilderschau, die durch Fotobücher ergänzt wird, das Werk des Starfotografen René Burri.

 Adrian Wettach, fotografiert von René Burri. Foto: Aussteller

Adrian Wettach, fotografiert von René Burri. Foto: Aussteller

Luxemburg. Nicht ohne seinen Schal und seine Leica: Wenn einem irgendwo ein schwarz behuteter Kopf mit wachen Augen über einem weiß umwickelten Hals entgegenkommt, die kleine Kultkamera über der Schulter, dann ist das womöglich René Burri mit einem seiner berühmten Schals. Noch berühmter ist allerdings sein fotografisches Werk. Der 1933 geborene Schweizer, der mit 13 Jahren Winston Churchill ablichtete, ist einer der bedeutendsten Fotografen dieser Zeit. Sein Werk ist in den wichtigsten Museen weltweit zu sehen. In Luxemburg schafft er derzeit einen neuen Rekord. Dort wird die umfassendste Retrospektive seiner Arbeiten gezeigt, die bislang zu sehen war. René Burri, unterwegs in der ganzen Welt, hat eigentlich alles fotografiert, was menschlich ist: "Menschen sind zum Besten und Schlimmsten in der Lage", sagt er mit eidgenössischer Nüchternheit, und seine Augen blitzen. Die 400 meist schwarz-weißen Fotos im langen "Tunnel"-Gang, zeigen Menschen in allen Lebenslagen und aus allen Erdteilen, als Soldaten, beim Spiel, bei der Arbeit, auf der Straße. Jedermann ist für Burri ebenso fototauglich wie die Großen seiner Zeit. Wunderbar ist das Wiedersehen mit seinem Picasso-Zyklus, seinen Porträts des Cellisten Pablo Casals und des Architekten Le Corbusier oder sein sagenhaftes Che Guevara Porträt, das den Kubaner als entschlossenen Mann im besten Alter mit Zigarre zeigt. Zum bewegenden Wiedersehen mit der eigenen deutsch-deutschen Geschichte geraten die Fotos aus seinem Buch "Die Deutschen", das in den 60ger Jahren entstanden ist. Burri sieht mit jenem kühlen genauen Blick, den er nicht zuletzt als Schüler eines Bauhaus-Lehrers erworben hat und der sich in den kleinformatigen, randscharfen, Leica-Fotos und ihrem abstrakten Schwarz-Weiß kongenial spiegelt.

Bis 17. Januar 2010, Mo-Fr 9-17.30 Uhr, So 14-18 Uhr, 16, rue Sainte Zithe, Luxemburg

Extra

Magnum Photos ist die erste unabhängige Fotoagentur und Fotografenagentur. Sie wurde 1947 von den vier berühmten Fotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, David Seymour und George Rodger in Paris gegründet. Der Legende nach spielte bei der Namensgebung eine Magnumflasche Champagner eine Rolle, die getrunken worden sein soll.

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