Trier. Bei der Partnersuche ist seit einigen Jahren das Speed-Dating ein beliebtes Event, um zumindest interessante Gespräche zu führen und im günstigsten Fall eine Beziehung fürs Leben zu finden. Maximilian Kaub und Anne Schaaf möchten keine Pärchen verkuppeln - sie nutzen das Speed-Dating-Prinzip für die Vernetzung der Trierer Künstlerszene.
Bereits zum dritten Mal laden die beiden zum Kultur-Speed-Dating ein. Am bisher heißesten Tag des Jahres bieten sie im Piranha in der Karl-Marx-Straße, der "schönsten Garage Triers", dem immerhin guten Dutzend Menschen, die sich in der winzigen Kneipe versammeln, Gelegenheit zum kulturellen Austausch. Jeweils zwei Personen sitzen sich an Tischen gegenüber und stellen ihre künstlerischen Ambitionen vor. Nach fünf Minuten ertönt ein Gong und die Plätze werden gewechselt. So oft, bis jeder jeden kennengelernt hat.
Einer von ihnen ist Michael Gubenko, Regisseur und künstlerischer Leiter der "Bühne eins". Er ist neugierig auf die Menschen, die er hier treffen wird. "Ich hoffe, dass ich heute Abend Leute aus der Kulturszene treffe, die ich bisher noch nicht kannte." Er findet, das kulturelle Speed-Dating sei eine gute Metapher für die heutige schnelllebige Zeit. Den Wegfall des Sparten- und Grenzdenkens sieht er positiv, weil Laien und Profis, Musiker und Grafiker sowie Veranstalter auf diese Weise miteinander in Kontakt kämen.
Maximilian Kaub, Inhaber der Eventmanagement-Agentur Meveka, hat kein kommerzielles Interesse an der Veranstaltung, die für die Teilnehmer kostenlos ist und jedes Mal in einer anderen Location stattfindet. "Es gibt viele Kulturschaffende in Trier, aber wenige, die sich miteinander vernetzen."
Seine Partnerin, Kulturjournalistin Anne Schaaf, würde es begrüßen, auch Mitglieder des Kulturausschusses beim Speed-Date zu sehen. "Gerade wenn es darum geht, Fördergelder zu verteilen, erfährt man hier einiges über Pläne und Projekte in der Szene."
Christine Faber von der Trier Tourismus und Marketing GmbH ist gekommen, um sich über Künstler und Events zu informieren, die sie für kommende Veranstaltungen gewinnen kann. Speziell für die Illuminale ist sie noch auf der Suche.
Mit dem ersten Gongschlag sind alle in Gespräche vertieft, gleich ein Dutzend Mal erzählt jeder Teilnehmer in den nächsten 60 Minuten von seiner künstlerischen Ambition - und lernt jedes Mal eine neue von seinem ständig wechselnden Gegenüber kennen. Thaddäus Zucker sucht einen Veranstaltungsort für seine Performance. David Prinz vom AStA-Kulturreferat informiert sich über eventuelle Programmpunkte für bevorstehende Events. Er ist "positiv überrascht" von der Vielfalt der Teilnehmer.
Trommellehrer und Musiker Behnam Hassani stößt erst später zu der laufenden Veranstaltung und bringt dadurch den fliegenden Wechsel etwas durcheinander. Doch das sorgt nur kurz für Irritation, denn längst sind alle gut miteinander bekannt.
Auch nach dem offiziellen Ende sitzen die kreativen Dater zusammen und philosophieren über die Möglichkeiten, "etwas zusammen auf die Bühne zu bringen". Wie fast alle an diesem Abend steckt auch eine "restlos begeisterte" Christine Faber eine Visitenkarte ein, die der Beginn einer künstlerischen Zusammenarbeit sein könnte.

Das nächste Kultur-Speed-Dating findet am Dienstag, 12. Mai, um 19 Uhr in der Gaststätte "Zum Bim Bam" in der Saarstraße statt. Weitere Informationen unter
meveka.de