Kulturk(l)ick im Internet

Trier · Sie möchten das Schloss von Versailles durchwandern, Renaissance-Gemälde in Florenz oder moderne Kunst in New York bestaunen? Der Online-Konzern Google ermöglicht mit einem neuen Internetangebot zumindest teilweise entsprechende Museumsbesuche am heimischen Bildschirm.

Mitten in Florenz erhebt sich ein Gebäudekomplex, dessen Besuch für kunstinteressierte Italien-Besucher quasi Pflicht ist: die Uffizien. Es gibt zwei Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Eine davon ist aufwendig und geht ins Geld: Koffer packen, Hotel buchen, 1000 Kilometer fahren (oder fliegen). Und hat man Pech, steht man als Besucher vor Ort zunächst einmal in der Warteschlange.

Eine Alternative hat nun der Internetkonzern Google ins weltweite Netz gestellt - umsonst und ohne Anstehen an der Kasse: Das "Art Project" des Online-Giganten ermöglicht Kunstliebhabern (Adresse: http://www.googleartproject.com), bequem von zu Hause aus durch abfotografierte Räume von insgesamt 17 bekannten Museen zu schlendern - das Ganze ähnelt dem Google-Kartenangebot "Street View" (siehe Extra).

Erster Eindruck: Der virtuelle Rundgang macht Spaß. Große Pfeile über den Fotos weisen auf die Richtung hin, in die sich der virtuelle Besucher bewegen kann. In den Uffizien lässt sich etwa ein Blick auf die "Geburt der Venus" von Sandro Boticelli werfen, um dann mit einem Mausklick im gleichen Raum das Renaissance-Meisterwerk "Frühling" des gleichen Künstlers bewundern zu können. Darüber hinaus gibt es weitere Infos zu den einzelnen Bildern. Allerdings: Genau die stehen derzeit nur in englischer Sprache bereit. Außerdem haben die beteiligten Museen nicht alle Teile ihrer Gebäude freigegeben, der Rundgang ist daher mitunter frustrierend unvollständig. Ohne schnelle Internetverbindung wird der bildreiche Spaziergang durch die Räume zudem zur quälenden Kriecherei.

Einen echten Museumsbesuch mag Googles Art Project derzeit noch nicht wirklich ersetzen, dafür ist das Angebot zu mager. Allerdings: Ein Pendant zu Art Project findet sich im Internet bislang nicht. Und wie bei Street View bietet der virtuelle Rundgang eine erste Orientierung durch die Ausstellung und macht Appetit auf mehr - auch auf eine Reise nach New York, Italien oder Versailles.

Extra

Insgesamt 1061 Bilder von Kunstwerken in hoher Auflösung hat Google in seinem Projekt veröffentlicht. Die 360-Grad-Ansichten wurden aus rund 6000 Panoramafotos erstellt. Insgesamt befinden sich Werke von 486 Künstlern aus der ganzen Welt in dem Projekt, heißt es bei Google. Zudem habe jedes Museum ein Kunstwerk ausgewählt, das in besonders hoher Auflösung aufgenommen wurde und somit kleinste Details freigibt. Die Innenaufnahmen wurden mit einem speziellen Kamerawagen gemacht, der durch die Räume geschoben wurde. Wer wissen möchte, wie besagter Wagen aussieht und wer ihn schob, sollte das Versailler Schloss besichtigen - und den Spiegelsaal auswählen. (dpa/mc)

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