Kunst in der Kiste

Besucher der Tufa Trier haben sich vielleicht schon über die weiße, mit einem Bildschirm und der Aufschrift "D'Konschtkëscht" versehene Holzkiste im Treppenhaus gewundert. Dahinter steckt ein EU-Projekt zur Förderung von Videokunst in der Großregion.

 Unscheinbar und doch ansehnlich: Das Videoprojekt in der Tufa bietet mobile Ausstellungsfläche auf kleinem Raum. TV-Foto: Anke Emmerling

Unscheinbar und doch ansehnlich: Das Videoprojekt in der Tufa bietet mobile Ausstellungsfläche auf kleinem Raum. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Abends wirkt die mannshohe Holzkiste am Eingang zum Tufa-Treppenhaus wie ein zufällig abgestelltes, etwas provisorisch gezimmertes Schrankelement, und die meisten Besucher gehen achtlos vorüber. Doch tagsüber erregen die weißen Bretter Aufmerksamkeit, denn über einen eingelassenen Monitor flimmern bewegte Bilder - jeden Monat neue. Derzeit ist es ein Video des in Paris, Straßburg und Luxemburg lebenden Künstlers Clément Cogitore, das ehemalige Überwachungshochsitze an Österreichs Grenzen zu Osteuropa in Szene setzt.

Der kurze Film ist zeitgleich an neun weiteren Standorten zu sehen, denn Kunstkisten wie die in der Tufa sind auch in Foyers öffentlicher Gebäude Luxemburgs, im Rathaus der französischen Stadt Sierck-les-Bains und in der Stadtgalerie Saarbrücken installiert. Sie sind ein Angebot, sich auch im Alltag, außerhalb musealer Räume, mit Gedanken- und Bilderwelten von Künstlern sowie eigenen Sehgewohnheiten zu beschäftigen. Nötig dafür ist nur eine kurze Verweildauer von drei bis zehn Minuten, je nach Länge der Videos.

Austausch zwischen Künstlern und Bürgern



Im Januar ist das auf einer Idee des Centre d'Initiative et de Gestion Locale (CIGL) in Esch-sur-Alzette beruhende Projekt unter dem Titel "D'Konschtkëscht" (Luxemburgisch für "Kunstkiste") gestartet. Kulturakteure der Großregion, das Centre national de l'audiovisuel in Luxemburg, Les Yeux de l'Quïe in Lothringen, die Tufa Trier und das Saarländische Filmbüro arbeiten darin unter Federführung von Archipel, einer luxemburgischen Einrichtung, die Kultur für jedermann zugänglich machen will, zusammen.

"Unser Ziel ist es, im Austausch zwischen Künstlern und Bürgern der Großregion zu erkunden, was Videokunst ist oder sein kann", erklärt Projektleiterin Vanessa Diemand. Das Medium Video sei populärer denn je, deshalb müsse man sich mit seinen Potenzialen und seiner Geschichte auseinandersetzen. Bislang bestehe eine strikte Trennung zwischen der Welt von Internetvideos und Videokunst. "Wir wollen den mangelnden Dialog zwischen beiden überwinden und vermitteln, dass dieses Thema nicht nur für die Jugend interessant ist". Das soll über die Kisten hinaus mit interaktiven Webseiten und Aktiv-Angeboten gelingen.

Im Sommer veranstalten alle Partner, darunter die Tufa in Trier, von Künstlern geleitete Videoworkshops. Außerdem steht jedem, egal ob Künstler oder ambitioniertem Laien offen, nach öffentlicher Ausschreibung Videoarbeiten für ein grenzüberschreitendes Videokunstfestival einzureichen, das im Oktober in Luxemburg geplant ist. Aus den eingesandten Beiträgen wählt eine Jury die nächsten zwölf Filme für die Kunstkisten aus, doch auch das Publikum darf abstimmen.

Das Projekt "D'Konscht këscht" einschließlich begleitender Aktionen ist mit einem Gesamtetat von rund 220 000 Euro zunächst auf drei Jahre angelegt, solange wird es aus Mitteln des EU-Programms "Interreg IV A Großregion" zu 50 Prozent gefördert. Ein dauerhafter Fortbestand wird jedoch angestrebt, dafür wollen die Beteiligten in den kommenden drei Jahren nachhaltige Kooperationen aufbauen.

Weitere Informationen und die aktuellen Kunstkistenvideos sind im Internet unter www.konschtkescht.lu zu finden. Ergänzend dazu wird zurzeit eine eigene Seite beim Online-Netzwerk Facebook erstellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort