Kunst kontra Event

Zum 60. Geburtstag präsentiert sich der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) mit einer Ausstellung in der Europäischen Kunstakademie in Trier (Vernissage: 22. November, 11 Uhr). Vorsitzender Mathias Graffé mahnt vor zuviel Kommerz in der Kunst.

 „Klosterträume“ – eine Arbeit von Thomas Brenner ist in der Ausstellung des BBK zu sehen. Foto: Brenner

„Klosterträume“ – eine Arbeit von Thomas Brenner ist in der Ausstellung des BBK zu sehen. Foto: Brenner

Trier. Solidarität und gegenseitige Hilfe hatten sich die Gründungsmitglieder des BBK Rheinland-Pfalz auf ihre Fahnen geschrieben. Seit gut 60 Jahren ist die Standesvereinigung, zu deren Mitgliedern in der Region Künstler wie Clas Steinmann oder Werner Persy gehören, als Kunstpartei und Stimme der Kunstschaffenden aktiv.

Grund genug, einmal wieder den eigenen Standort zu bestimmen und öffentlich zu präsentieren. Weit über 100 Künstler sind dem Aufruf gefolgt, sich an der verbandseigenen Geburtstagsschau zum Sechzigsten zu beteiligen.

Eine externe Jury wählte schließlich 61 Werke aus. Vertreten sind sämtliche Kunstsparten von der Malerei über Fotografie, Bildhauerei, Objektkunst und Installation. Aus Trier haben es vier Künstler in die Endrunde geschafft: der Trierer Ramboux-Preisträger Manfred Freitag, der ehemalige Vorsitzende der Gesellschaft für Bildende Kunst Horst Schmitt, die Malerin Katharina Worring und Ulrich Leben stedt. Mit der Schau präsentiert der BBK indes nicht nur eine Visitenkarte, er liefert auch eine Diskussionsgrundlage zur aktuellen Lage der Kunst. Diskussionsbedarf bestehe unbedingt, mahnt Mathias Graffé.

Der BBK-Vorsitzende beobachtet neben Kunstferne vielerorts eine inhaltliche Auszehrung der Kunst als Folge einer zunehmenden Eventkultur: "Effekthascherei geht vor Inhalt". Noch mehr beunruhigt den in Wiesbaden lebenden Maler: "Ich sehe eine immer stärkere Ökonomisierung der Kunst". Soll heißen: nach dem Motto "Das Teuerste ist das Beste," reduziert sich der Qualitätsbegriff auf Preise und Verkaufserfolg. Gegen solchen Zeitgeist mobil machen will Graffé durch mehr Kunstunterricht und eine größere Wertschätzung musischer Bildung bei Öffentlichkeit und Politikern. Ohne Ökonomie geht es freilich auch in der Kunst nicht. Inzwischen habe die Wirtschaftskrise vielfach die Künstler und ihre Kunden erreicht, berichtet der BBK-Chef.

"Wer gerade Löhne kürzen musste, gibt kaum Geld für Kunst aus". Noch anderswo zeigt sich Schwundverhalten. Der Verband mit seinen über 500 Mitgliedern ist überaltert. "Der größte Teil kommt erst mit über 40 Jahren zu uns", sagt Graffé. Für die Zukunft wünscht sich Graffé daher eine Verjüngung der Vereinigung, zudem mehr gesellschaftliches Bewusstsein für die Grundwerte Kunst und Kultur, vor allem aber eine Rückbesinnung auf Inhalte.

Vernissage ist am Sonntag, 22. November, 11 Uhr, in der Europäischen Kunstakademie Trier (Aachener Straße). Öffnungszeiten: täglich 14-17 Uhr (bis 6. Dezember)

Extra

Der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) ist die berufsständische Vertretung der Künstler in Rheinland-Pfalz. Sie ist Mitglied im Bundesverband, der die Interessen von etwa 14 000 Künstlern vertritt. Neben sozialen und wirtschaftlichen Belangen kümmert sich der Verband um Nachwuchs und Lobbyarbeit. Die Gründungsversammlung des rheinland-pfälzischen Verbandes fand am 28.November 1948 statt.

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