Kunstgeschichte(n)

An der Autobahn steht ein Schild mit der Aufschrift "Römische Villa Mehring", und in Trier gibt es eine "Villa Kunterbunt," in der kranke Kinder behandelt werden. Eine Villa ist nicht nur ein besonderes Haus.

Es ist auch eine Hausform, die schon sehr alt ist. Mit dem lateinischen Wort Villa bezeichneten die Römer ihre Landhäuser. Das waren meistens große Landgüter - also Bauernhöfe. Sie hatten Ställe für das Vieh, Scheunen, Schuppen für Geräte und Wagen, Obst-und Gemüsegärten und außerdem ein prächtiges Herrenhaus, die Villa, in dem die Besitzer wohnten. Viele dieser Villen gehörten Römern, die in der Stadt lebten. Wenn sie genug hatten vom städtischen Lärm und Betrieb oder sich erholen wollten, fuhren sie in ihre Villa aufs Land. Sich prachtvolle Häuser auf dem Land zu bauen, blieb besonders in Italien viele Hundert Jahre modern. Gerade in der Renaissance (der Zeit vor 500 Jahren) oder 100 Jahre später im Barock bauten sich die Leute Villen aufs Land, die aussahen wie Paläste. Sich eine Villa zu bauen, war bei reichen Leuten so beliebt, dass ein berühmter italienischer Architekt, der Leon Battista Alberti hieß, in seinem Lehrbuch über die Baukunst auch ein eigenes Kapitel über den Bau von Villen schrieb. Bei uns wurde der Bau von Villen wieder vor gut 100 Jahren so richtig modern. Damals entstanden überall in den Städten Fabriken. Zuerst wohnten die Fabrikbesitzer noch neben ihren Betrieben. Doch bald hatten sie keine Lust mehr, immer neben dem Krach der Maschinen und dem Rauch der Schornsteine zu leben. Wie damals die Römer wollten sie hinaus in die Natur. Wer es sich leisten konnte, baute sich eine Villa ins Grüne. Auf diese Weise sind viele Vororte der großen Städte entstanden. Mit der Villa konnte man außerdem seinen Wohlstand darstellen. Deshalb wurden bald auch freistehende aufwendige Wohnhäuser in der Stadt als Villa bezeichnet. Heute spricht man bei neuen Häusern eigentlich kaum noch von Villen. Eva-Maria Reuther

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