Kunstgeschichte(n)

Heute gibt es zum Mittagessen Rotkohl. "Ich mag das lila Gemüse nicht", mault Lena.

"Rotkohl ist gesund. Und außerdem ist er nicht lila, sondern violett", sagt Mama streng. "Wenn er violett ist", fragt Paul und schaut triumphierend in die Runde, "müsste der Rotkohl doch besser Blaukohl heißen, oder?" Mama reicht es. "Violett ist eine Mischung aus Rot und Blau", sagt sie. "Und jetzt esst euren Kohl, sonst wird er kalt". Mama hat recht: Violett wird als Farbe tatsächlich aus Rot und Blau gemischt. Wenn man mehr Blau nimmt, erhält man eher lila Farbtöne wie die Farben von Flieder oder Lavendel. Nimmt man mehr Rot, sieht das Violett eher wie Purpur aus. Purpur ist zum Beispiel die Farbe der Kardinalshüte. In der Natur kommt sie bei den Fuchsien vor. Übrigens gehört auch das schicke Pink zu den violetten Farbtönen. Den Namen hat die Farbe von einer kleinen Blume. Violett kommt vom französischen Wort "violette" und bedeutet "Veilchen". Schließlich sind die violett. Das kleine unauffällige Veilchen galt außerdem als bescheiden, und weil es fein duftete, als gefühlvoll und nachdenklich. Deshalb pflückte Maria, die Mutter Jesus\', gerne Veilchen, wie man auf vielen alten Bildern sehen kann. Eines der berühmtesten ist in Köln zu sehen: "Die Madonna mit dem Veilchen". Gemalt hat es vor 600 Jahren ein Künstler, der Stefan Lochner hieß. Weil das Veilchen so einen guten Ruf hatte, und natürlich auch wegen Maria, wurde das Violett zu einer ganz besonderen Farbe, die vieles ausdrücken kann. Es ist die Farbe der Empfindsamkeit, der Nachdenklichkeit, der Würde und der Trauer, aber auch der heimlichen Liebe. Verliebte Paare schrieben sich früher Liebesbriefe auf zartviolettem Papier. In der katholischen Kirche ist Violett die Farbe der Bischöfe. In der evangelischen Kirche tragen die Fahnen der Kirchentage ein violettes Kreuz. Ob der violette Rotkohl nun eher Blau oder Rot ist, darüber waren sich übrigens schon im Mittelalter (in der Zeit vor 500-1500 Jahren) die Leute uneinig. Deshalb wurde er mal Blaukraut, mal Rotkraut genannt. Wie das Gemüse am Ende aussieht, kann man außerdem selbst bestimmen. Bereitet man es nämlich mit viel Essig zu, wird der Kohl rot bis violett, nimmt man viel Zucker, sieht er eher blau aus. Mit gekochten Rotkohlblättern lässt sich übrigens auch ganz toll jedes farblose Getränk aufpeppen. Die Blätter werden in Wasser gekocht. Abgekühlt wird die Brühe durch ein feines Sieb gegossen. Ein paar Tropfen genügen, und schon wird aus einem langweiligen Getränk ein schicker Drink. Eva-Maria Reuther

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