Das Kunstwerk der Woche Daheim im Tal

Künstler sind auf öffentliche Räume angewiesen, in denen sie ihre Werke zeigen. Was machen sie eigentlich während der Pandemie? In unserer Serie zeigen wir jede Woche das Werk eines Künstlers aus der Region. Heute: Karl Willems.

 Karl Willems malte dieses Bild „Konzer Tälchen“.

Karl Willems malte dieses Bild „Konzer Tälchen“.

Foto: Karl Willems/K.D.Theis

Heimat hat Saison. Die  Wiederentdeckung der heimatlichen Region wird vielleicht irgendwann  als eine der bemerkenswerten soziokulturellen Folgen der Pandemie in die Geschichte eingehen. Eine Rückbesinnung, die sich weithin der Not der einschneidenden Beschränkungen der Bewegungsfreiheit durch die Corona-Verordnungen verdankt. Wo Ferne nicht möglich ist, wird die Nähe wieder attraktiv.

Jedenfalls  ist die Lust am Spazierengehen, am Wandern oder Radfahren in der heimatlichen Natur so groß wie lange nicht.  Unterwegs im spätherbstlichen heimischen Konzer Tälchen war im Lockdown auch Karl Willems, um dort „vor der Natur“ zu malen. Anlass war ein Arbeitsstipendium des rheinland-pfälzischen Corona-Förderprogramms „Im Fokus – 6 Punkte für die Kultur“.

Vielfältig waren  die Eindrücke und Empfindungen. An sonnigen Tagen leuchtete das Tal. Oben auf den Höhen  blies dem Maler der kalte Wind ins Gesicht. Unter ihm lag das sich windende Tal mit seinen Wiesengründen, seinen Weinbergen  und Ansiedlungen. Der Blick hinunter ins Tal war für den in Konz-Obermennig aufgewachsenen Maler, der noch heute dort lebt,  auch ein Blick zurück. „Mit vielen Stellen verbinden sich für mich unzählige Erinnerungen“, sagt der Maler. Dergestalt malte  der Künstler nicht nur. Er „lebte“ sein Bild, wie er sagt. Der Ertrag seiner Innen- und Außenschau stellt sich jetzt als ein über drei Meter langes, eindrucksvolles  vierteiliges Landschaftsgemälde des heimatlichen Tals dar, das selbst wie ein langer Weg  anmutet, auch für den Betrachter.

Neu ist Willems’ künstlerische Auseinandersetzung mit der heimatlichen Umgebung nicht. Sie führt vielmehr sein Schaffen konsequent  fort.  Bereits lange vor der Pandemie hat sich der 1949 geborene Maler, der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste  in Karlsruhe unter anderem beim Malerfürsten Markus Lüpertz  studierte, der Heimat gewidmet. Allesamt sind es Bilder der eigenen Verortung und seelischer Landnahme. Wer in Willems’ Atelier im ehemaligen elterlichen Winzerhof sitzt, ist umgeben von Bildern, die sich der Aneignung  des  heimischen Umfelds widmen. Äpfel, Stühle, Tische und Werkzeuge  sind auf den schönen kleinen Stillleben  zu sehen. Andere Bilder zeigen  den Garten oder den Schuppen hinterm Haus. „Schläft ein Lied in allen Dingen“ – auch Willems häusliche Stillleben haben etwas vom Erweckungszauber des Dichterworts. Die künstlerische Aneignung schafft Vertrautheit, ein Gefühl von Verlässlichkeit, eben von Heimat.

Und auch den dem Wandel der Zeit und der Vergänglichkeit  anheim fallenden Alltagsutensilien des  häuslichen Umfelds schafft der Maler in seinen Bildern eine aus der Zeit genommene neue Heimat.
Eva-Maria Reuther

Kontakt zum Künstler unter Telefon 06501/12905.

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