Das Kunstwerk der Woche Stephen Levine Warum Stephen Levine am liebsten schwarz-weiße Analogfotos macht

Trier · Für den Musiker und Fotografen Stephen Levine sind der Mensch und das urbane Leben zentrale Themen seiner Kunst, zuletzt standen jedoch Corona und das Hochwasser im Mittelpunkt seiner Motive. Dabei setzt er auf schwarz-weiße Bilder - aus gutem Grund.

 „Flut“ von Stephen Levine.

„Flut“ von Stephen Levine.

Foto: Stephan Levine

Manch einer mag ihn noch als Musiker des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier kennen. Doch längst hat sich Stephen Levine ein zweites künstlerisches Leben aufgebaut. Bereits seit den 60iger Jahren ist der studierte Trompeter als Fotograf unterwegs. Mit dem Ruhestand  konnte er sich dann ausschließlich der Kunst aus Licht und Zeit widmen. Nicht nur in seiner Wahlheimat Trier, wo er seit 1975 lebt. Der Sohn eines Anwalts aus Manhattan ist ein Kosmopolit geblieben, der in der Welt unterwegs ist.  Regelmäßig kehrt er dabei in seine Heimatstadt New York zurück, wo auch seine Tochter als eine bekannte Fotografin lebt. Zahllos sind seine Fotos von dort, kaum überblickbar sein Archiv.

Stephen Levines zentrales Thema  sind der Mensch und das urbane Leben. Besondere Beachtung fand der Fotograf, der aus einer jüdischen Familie stammt, mit seiner eindrucksvollen Fotoserie über das Leben der jüdischen Gemeinde in Brooklyn, die auch als Bildband erschienen ist. In Corona-Zeiten war naturgemäß auch für Levine die Welt enger geworden. Statt Leben fotografierte er Leere.  An die Stelle von Gesichtern und ihren Landschaften trat nun das von Masken verhüllte Antlitz. Als sich schließlich die Verhältnisse zu normalisieren schienen, kam das Hochwasser mit seinen Verwüstungen. Ein Grund mehr, mit der Kamera aufzubrechen. Wie die meisten seiner Fotos sind auch Levines Hochwasserfotos analoge Schwarz-Weiß-Fotografien. „Wenn man  mit einem Film arbeitet, erreicht man einfach eine andere Tiefe“, sagt der Fotograf. An den sparsamen Mitteln  seiner schwarz-weißen Lichtkunst faszinieren ihn die grafische Strenge, die Klarheit der Komposition und der sensible Einsatz der Grautöne.

Und nicht zuletzt  ihre Fähigkeit, das Motiv von seiner konkreten bunten Realität zu lösen.  Auch Stephen Levines Fotos vom Hochwasser der Mosel wirken entrückt, fast surreal. Der über seine Ufer getretene Fluss hat darin seine Schrecken verloren und stattdessen eine neue Landschaft geschaffen, eine graue breite Ebene aus Wasser, aus der die Baumkronen wie Inseln ragen.

Kontakt stephenlevine.net

Eva-Maria Reuther

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