Kurzkritik: Ass-Dur im Casino in Trier

Benedikt Zeitner und Dominik Wagner sind Ass-Dur. Das Komiker-Duo ist ein bundesweit mit Kabarettpreisen überhäuftes Phänomen, und auch in Trier sind Zeitner und Wagner seit ihrem ersten Auftritt im Theater 2009 vom Insidertipp zum Pflichttermin geworden.

Zwei ausverkaufte Vorstellungen im Casino am Kornmarkt und insgesamt 400 Zuschauer sprechen für sich. Als sie Ass-Dur 2005 gründeten, waren Zeitner und Wagner Studenten der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin. Heute sind sie Bühnenprofis, die mit mehr als hundert Auftritten pro Jahr ständig auf Tour sind. Ihr Programm hat eine Marktlücke getroffen. Es besteht aus einem ebenso lockeren wie virtuosen Umgang mit klassischer Musik, aus gewollt albernen und Tmanchmal improvisierten Wortduellen zwischen dem quirligen Zeitner und dem lethargischen Wagner und aus Reißern wie dem vierhändig am Flügel gespielten Medley aller Melodien des Abends, in dessen Verlauf sich die Komiker komplett umziehen, ohne das Spiel auch nur für einen Takt zu unterbrechen. In einer Sequenz liegt Wagner vor dem Flügel auf dem Rücken und spielt blind über seinen Kopf hinweg greifend fehlerfrei weiter, während Zeitner ihm die Socken anzieht. In ihrem zweiten Abendprogramm "Zweiter Satz Largo Maggiore" greifen Wagner rund Zeitner nach größeren Effekten. Ihr schon im ersten Programm "Erster Satz Pesto" präsentiertes Glanzstück ist der Bi-Ba-Butzemann - ein von Zeitner verstaubt vorgetragener und hochtheoretischer Fachvortrag, der mit Varianten des Kinderlieds illustriert wird. Diese Varianten kommen jetzt auch als Heavy-Metal-Karikatur und Hip-Hop-Rap: "Ich hab\' an meiner Jacke ne Kapuze dran, denn ich bin der Bi-Ba-Butzemann." Das Publikum lacht zwei Stunden lang, auch wenn Zeitner im Oberlehrerton warnt: "Hysterische Heiterkeit führt zu psychogener Impotenz." Jörg Pistorius

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