kurzkritik: john abercrombie in wittlich

Full House hatte der Jazzclub Wittlich. Dicht gedrängt saßen 200 Konzertbesucher im Saal des Hotels Lindenhof.

Sie alle wollten das John-Abercrombie- und Marc-Coplan-Quartet erleben. Es war kein Abend für Freunde des lauten, plakativen und provozierenden Jazz. Schon von den ersten Tönen an war der rote Faden des Konzertes zu erkennen. Filigrane, zurückhaltende Musik, ausgeführt von exzellenten Handwerkern, die ihre Kunst bestens verstehen. Die Klänge perlten, fügten sich zusammen und sorgten für atemlose Stille bei den Zuhörern. Es war Kammermusik, die man hier erleben konnte. Abercrombie warf Copland die Bälle an den Flügel, der gab sie weiter Drew Gress am Kontrabass. Fast schon dezent, nie sich in den Vordergrund drängend dabei Joey Baron am Schlagzeug. Bei jedem der Musiker konnte man nur fasziniert sein von der Leichtigkeit, mit der sie agierten. Viel Lyrik gab es zu hören. Musik, bei der man abtauchen, in die man sich versenken konnte. Ja, ganz gelegentlich wurde man auch durchgeschüttelt, sprach die Musik auch mal ein kraftvolles Machtwort. Nie aber gewalttätig. Nicht selten gab es Grund zum Schmunzeln, wenn die Musiker wieder einmal die Harmonien kreuz und quer laufen ließe, um in einer Tonart anzukommen, die man nun am allerwenigsten erwartet hatte. Es war eine Sternstunde für den Jazzclub und für Wittlich. Gerhard W. Kluth

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