Kurzkritik: Klassik um Elf in Trier

Warum in aller Welt musste es unbedingt Bachs "Kunst der Fuge" sein? Dirigent Joongbae Jee hatte fünf Sätze und die gar nicht zugehörige Choralbearbeitung "Vor deinen Thron tret\' ich hiermit" teils einleuchtend, teils problematisch für Blechbläser arrangiert. Vor etwa 250 Besuchern steuerte er das Blechensemble der Trierer Philharmoniker in der Promotionsaula zwar mit einigem Anstand durchs Dickicht der Bach\'schen Polyphonie in die rettenden Schlussakkorde, konnte aber Blessuren nicht verhindern.

Bachs rätselhafte Gedankenmusik mutierte zur mühsam bewältigten Ensemble-Etüde. In der ersten Ausgabe von "Klassik um elf" des neuen Jahres waren Holzbläser und Hörner sichtlich in einer günstigeren Situation. Unter Jees minimalistisch-präzisem Dirigat entfalteten sie in der Serenade des Mozart-Verlegers Franz Anton Hoffmeister farbenreiche Markanz und dazu im vorletzten Satz "Poco Adagio" vollklingende Lyrik. Und bei Mozarts grandioser c-Moll-Serenade (KV 388) klang immer wieder die faszinierend vorromantische Nachtstimmung an. Freilich fehlte der Feinschliff. Allzu häufig begnügte man sich mit kernigem Mezzoforte, wo die Partitur Nuancierungen verlangt. Und im Menuett ertrank der Kanon von Oberstimme und Bass im allzu fülligen Mittelstimmen-Sound. Vielleicht hätte eine Zusatzprobe nicht geschadet. Martin Möller

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